"Gewisse Selbstmordgefahr" Stefan L. kann über Unfall nicht sprechen
07.01.2020, 12:16 Uhr
Ein Gutachten soll klären, wie schnell der Unfallfahrer in der Todesnacht war.
(Foto: dpa)
Sieben Menschen hat Stefan L. bei seiner Trunkenheitsfahrt getötet. Derzeit sitzt er in U-Haft, ob das so bleibt, wird am Mittwoch entschieden. Die wirklich wichtigen Fragen kann ihm sein Anwalt noch nicht stellen.
Der 27-Jährige, der in Südtirol den schweren Autounfall mit inzwischen sieben Toten verursacht hat, kann über die Unglücksnacht bisher noch nicht sprechen. "Er ist noch nicht in der Lage, darüber zu reden", sagte sein Anwalt Alessandro Tonon ntv. Tonon ist nach eigenen Angaben der Pflichtverteidiger von Stefan L.
Bisher habe er seinen Mandanten zwei Mal getroffen, beim ersten Gespräch habe L. noch "total unter Schock" gestanden, berichtete der Anwalt. L. war unmittelbar nach dem Unfall festgenommen worden. Die Behörden stellten bei ihm fast zwei Promille Alkohol im Blut fest. Er kam zunächst ins Krankenhaus und sitzt seit Montag in der Landeshauptstadt der norditalienischen Provinz Südtirol, Bozen, in U-Haft.
Bei einem Haftprüfungstermin soll am Mittwoch entschieden werden, ob L. in U-Haft bleiben muss. Dazu müssen ein Staatsanwalt und ein Haftprüfungsrichter abwägen, ob möglicherweise Flucht- oder Wiederholungsgefahr besteht. Danach wird entschieden, ob L. bis zum Prozessbeginn in Haft bleiben muss, freigelassen oder unter Hausarrest gestellt wird. Er halte es für möglich, dass sein Mandant dem Richter nicht antworten könne, sagte Tonon.
Keinen Zweifel an Schuld
Für ihn habe es derzeit Priorität, dass sein "Mandant sich beruhigt". Der Anwalt sieht bei L. derzeit eine "gewisse Selbstmordgefahr". Tonon betonte: "Ich will nicht, dass er im Gefängnis Dummheiten macht." Er selbst müsse sich einen ersten Überblick über die Aktenlage verschaffen.
Zum Unfallgeschehen könne er deshalb auch bisher keine Angaben machen. Es gebe keinen Zweifel, dass sein Mandant den Unfallwagen gefahren habe. "Er weiß, dass er schuldig ist, was diesen Unfall angeht", so Tonon. Dem 27-Jährigen droht eine Haftstrafe von bis zu 18 Jahren.
Der Fahrer war am Sonntag alkoholisiert und vermutlich mit erheblich überhöhter Geschwindigkeit in dem Ort Luttach in eine Gruppe junger Skitouristen gerast. Dabei starben zunächst sechs Menschen, weitere zehn wurden verletzt. Eine Frau aus Deutschland erlag am Montag in einem Krankenhaus in Innsbruck in Österreich ihren schweren Verletzungen. Drei verletzte Deutsche werden weiter im Krankenhaus behandelt.
Quelle: ntv.de