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Opfer von Serienmörder Frauenleichen auf Mülldeponie in Kanada gefunden

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Spezialisten sind auf der Mülldeponie nördlich von Winnipeg im Einsatz.

Spezialisten sind auf der Mülldeponie nördlich von Winnipeg im Einsatz.

(Foto: REUTERS)

Aus rassistischen Motiven tötet ein Mann in Kanada vier indigene Frauen. Doch nur eine Leiche wird gefunden, obwohl die Ermittler vermuten, dass die anderen auf einer Müllhalde verscharrt sind. Erst durch einen Wechsel der Provinzregierung beginnen die Aushebungen.

Bei der Suche nach den Opfern eines Serienmörders haben die kanadischen Behörden die Identität einer Frauenleiche bestätigt. Die Royal Canadian Mounted Police erklärte, auf einer Mülldeponie nördlich der Stadt Winnipeg die Überreste der 26-jährigen Marcedes Myran gefunden zu haben. Ihre Familie sei benachrichtigt worden. Sie ist eines von vier Opfern des bereits verurteilten Mörders Jeremy Skibicki. Er hatte zwischen März und Mai 2022 in der Provinz Manitoba Jagd auf indigene Frauen gemacht.

Vergangene Woche waren die Ermittler auf derselben Müllkippe auf die Leiche der 39 Jahre alten Morgan Harris gestoßen, ebenfalls ein Opfer des Serienmörders. Sein drittes Opfer, Rebecca Contois, war bereits 2022 in einem Müllcontainer in der Nähe von Skibickis Haus gefunden worden. Gesucht wird derzeit noch nach einer vierten Toten mit dem indigenen Namen Büffelfrau.

Schon an einem frühen Punkt der Ermittlungen hatte die Polizei die Vermutung aufgestellt, dass die gesuchten Leichen auf der Mülldeponie liegen könnten. Allerdings hatten die Ermittler damals erklärt, dass eine Bergung zu aufwendig wäre, wie aus einem Bericht des britischen "Guardian" hervorgeht.

Angehörige der Opfer machten Druck

Bei den Angehörigen sorgte das für Empörung. "Sie sagen immer, es käme auf die Machbarkeit an. Aber wenn es um Menschen geht und darum, diese Menschen nach Hause zu bringen, spielt die Machbarkeit keine Rolle", zitiert die Zeitung die Tochter von Morgan Harris. Nach einem Treffen mit dem ehemaligen Premierminister Justin Trudeau sagte sie demnach: "Ich habe ihm gesagt, diese Frauen müssen gefunden werden, sie müssen nach Hause gebracht werden."

Doch die damalige Premierministerin der Provinz Manitoba, Heather Stefanson, blieb hart. Sie stehe weiterhin zu ihrer Entscheidung, die Deponie nicht zu durchsuchen, sagte sie demnach im Jahr 2023. Die Suche sei zu kostspielig und gefährlich. Eine Einschätzung, die einige Experten laut "Guardian" zurückwiesen.

Die Müllkippe wurde zum Politikum. Der Bundesminister für die Beziehungen zwischen der Krone und den indigenen Völkern, Marc Miller, nannte die Entscheidung "herzlos". Die Opposition machte bei den Provinzwahlen 2023 Wahlkampf mit dem Thema - und gewann. Der neue Premier, Wab Kinew, ordnete im vergangenen Jahr die Durchsuchung der Müllkippe an, die Bundesregierung stellte für diesen Zweck 40 Millionen kanadische Dollar zur Verfügung.

Im Dezember begannen die Arbeiten auf der privat betriebenen Deponie. Das 45-köpfige Spezialistenteam besteht laut "Guardian" zur Hälfte aus Indigenen. Demnach wurden mehr als 20.000 Kubikmeter Material ausgehoben. Es sei extra ein beheiztes Stahlgebäude errichtet worden, in dem das Team den Müll nach Spuren untersuchen kann - die Außentemperaturen betrugen im Dezember minus 20 Grad Celsius.

Lebenslange Haft für Mörder

Der Serienmörder Skibicki war im Juli vergangenen Jahres wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Während des Prozesses gestand er den Mord an den vier indigenen Frauen. Nach Aussage des Richters Glenn Joyal habe er die Taten aus "rein rassistischen Ansichten" begangen. Die Mordserie habe "tiefgreifende Auswirkungen" auf die Provinz Manitoba gehabt, wird Joyal vom "Guardian" zitiert.

Den Ermittlern gegenüber und auf Facebook hatte Skibicki rassistische, frauenfeindliche und von einem Weltbild der "weißen Vorherrschaft" geprägte Aussagen getätigt. Die Verteidigung hatte auf schuldunfähig plädiert, weil Skibicki an Schizophrenie erkrankt ist.

Alle vier Opfer waren zum Zeitpunkt der Taten obdachlos und lebten in der Stadt Winnipeg. Die Morde sorgten insbesondere in der indigenen Gemeinschaft für einen Aufschrei und lösten eine Debatte über Gewalt an indigenen Frauen aus. In der Provinz Manitoba lebt die zweithöchste Anzahl von Angehörigen der "First Nations" in Kanada.

Quelle: ntv.de, mdi

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