Panorama

An Schleuse in Utrecht Türklingel für Fische begeistert Millionen Fans

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Haben sich genug Fische gesammelt, wird die Schleusentür geöffnet.

Haben sich genug Fische gesammelt, wird die Schleusentür geöffnet.

(Foto: AP)

Im Frühjahr wandern viele Fische durch Flüsse zu ihren Laichgründen. In der modernen Welt treffen sie dabei auf allerlei Hindernisse. In den Niederlanden erhalten sie Hilfe zur Selbsthilfe.

Die niederländische Stadt Utrecht will Fischen ihre Wanderungen erleichtern. An einer Flussschleuse hat sie eine Art "Türklingel" für die Flossenträger installiert. Über einen Online-Livestream können Betrachter verfolgen, ob sich die Tiere vor der Schleuse sammeln - und die Behörden bitten, ihnen den Weg freizumachen, damit sie im Frühjahr ihre Laichgründe in flacherem Gewässer erreichen können.

Die Idee ist einfach: Eine Unterwasserkamera an der Utrechter Weerdsluis-Schleuse schickt Live-Aufnahmen an eine Website. Sehen Betrachtende einen Fisch, können sie auf einen Button klicken, mit dem ein Screenshot an die Organisatoren des Projekts geschickt wird. Sehen die dann genug Tiere, alarmieren sie einen Mitarbeiter, der die Schleuse öffnet und die Fische hindurchschwimmen lässt.

Das Projekt, inzwischen in seinem fünften Jahr, zieht Millionen Fans aus aller Welt an. Es ist eine ungewöhnliche Mischung aus Slow-TV und ökologischem Aktivismus. Die meiste Zeit ist der Bildschirm nur trübgrün mit vereinzelten Blasen - aber manchmal schwimmt ein Fisch vorbei. Wenn sich das Wasser erwärmt, kommen mehr Fische zur Schleuse.

"Entschleunigtes Fernsehen"

Ohne diese Hilfe können sich einheimische Süßwasserfische wie Brassen, Hechte und Barsche hinter der Schleuse stauen. Im Frühjahr, wenn die Schleuse selten für vorbeifahrende Boote geöffnet wird, sind sie so eine leichte Beute.

Die "Türklingel" ist die Idee des Ökologen und Konzeptentwicklers Mark van Heukelum. Von dem Millionenpublikum, das sich über die Jahre auf der Projekt-Website eingefunden hat, ist er positiv überrascht. "Ich denke, die Kombination aus einem guten Zweck, einer schönen Geschichte und einer einfachen Idee erzeugt all diese Aufmerksamkeit", sagt er.

Auch Anna Nijs, städtische Ökologin in Utrecht, hat die globale Popularität überrascht. "Wir bekommen viele Fanmails von Leuten, die das für entschleunigtes Fernsehen halten und es entspannend finden", sagt sie. Außerdem schätzten die Betrachter und Betrachterinnen des Streams, "dass sie tatsächlich etwas tun können, um zu helfen".

Quelle: ntv.de, Aleksandar Furtula, AP

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