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Erste Daten aus Zensus 2022 Die höchsten Mieten, die wenigsten Menschen

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Manche Daten, wie die Nettokaltmieten, wurden erstmals erhoben.

Manche Daten, wie die Nettokaltmieten, wurden erstmals erhoben.

(Foto: dpa)

Wie viele Menschen leben in Deutschland? Wie hoch sind die Mieten? Wie wird geheizt? Der Zensus 2022 gibt Antworten auf diese Fragen. Die ersten Ergebnisse liegen nun vor.

Der Zensus, früher auch als Volkszählung bekannt, ist eine Mammutaufgabe. Das wurde bei der Vorstellung der ersten Daten aus dem Zensus 2022 deutlich. Mit dieser statistischen Erhebung wird in der Regel im Abstand von zehn Jahren ermittelt, wie viele Menschen wo in Deutschland leben oder auch wie sie wohnen. Wegen der Coronapandemie wurde der Zensus von 2021 in das Jahr 2022 verschoben.

Der Zensus liefert bundesweite Daten zu einem bestimmten Stichtag - in diesem Fall ist das der 15. Mai 2022. In erster Linie wurden Daten aus Verwaltungsregistern wie Einwohnermeldeämtern oder Grundbuchämtern genutzt. Es wurden aber auch zwölf Prozent der Bevölkerung direkt zu verschiedenen Themen wie Bildung, der Wohnsituation oder dem Beruf befragt. Ein Formelfehler verzögerte die Auswertung der erhobenen Daten dann noch etwas, räumte die Chefin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, freimütig ein.

Bei der einen Erhebung alle zehn Jahre legen die Statistikerinnen und Statistiker großen Wert auf Genauigkeit. Immerhin sind ihre Angaben auf Jahre Grundlage für zahlreiche politische Entscheidungen. Destatis-Chefin Brand nannte sie in der Pressekonferenz der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zur Vorstellung der ersten Ergebnisse eine "umfassende Inventur", nicht nur der Bevölkerungs- und Einwohnerzahl, sondern auch von Gebäuden, Wohnungen, Mieten oder Heizungsarten. Das rechtfertigt aus ihrer Sicht auch die Kosten, die mit etwa 1,5 Milliarden Euro beziffert werden.

Thomas Gößl, der Chef des Bayrischen Landesamtes für Statistik, sieht die Daten als Instrument, teure Fehlplanungen zu verhindern. Sonst habe man eine völlig falsche Vorstellung von der Bevölkerung in ihrer demografischen Struktur. "Sie planen sozusagen ins Blaue hinein, und das ist in einem modernen Staat völlig undenkbar."

Weniger Einwohnerinnen und Einwohner

Auf die Erhebung der Daten werden Monate und Jahre der Auswertung folgen. Bei ihren ersten Aussagen konzentrierten sich die Statistikexperten und -expertinnen jedoch zunächst auf einige wenige Punkte. Demnach lebten am Stichtag 15. Mai 2022 rund 82,7 Millionen Menschen in Deutschland. Im bundesweiten Durchschnitt hat Deutschland damit insgesamt 1,6 Prozent weniger Einwohnerinnen und Einwohner als bisher aus der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 angenommen wurde.

In mehreren Ländern sind die Abweichungen der Bevölkerungszahl erheblich, in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern liegt die Zahl 3,5, Prozent niedriger. In Bayern liegt die Abweichung bei minus 2,2 Prozent. Zwei Länder, nämlich Bremen und das Saarland, weisen gegenüber der Bevölkerungsfortschreibung mehr Einwohnerinnen und Einwohner auf (Bremen +1,9 Prozent, Saarland +1,8 Prozent).

Demnach lebten in Deutschland rund 10,9 Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Das sind nahezu eine Million weniger als durch die Bevölkerungsfortschreibung bisher amtlich ausgewiesen. Rund 71 Prozent der Abweichung ist damit auf die nicht-deutsche Bevölkerung zurückzuführen.

Miete in München oder Chemnitz?

Auch bei Wohnungen und Mieten weist der Zensus neue Zahlen aus. Am Zensus-Stichtag gab es in Deutschland 20 Millionen Gebäude mit Wohnraum und darin insgesamt 43,11 Millionen Wohnungen. Erstmals wurde beim Zensus 2022 die Nettokaltmiete für alle Wohnungen erhoben. Die Nettokaltmiete pro Quadratmeter Wohnfläche beträgt für Deutschland insgesamt 7,28 Euro. Die günstigsten Wohnungen gibt es in Sachsen-Anhalt mit im Durchschnitt 5,38 Euro.

Bei den Großstädten haben München (12,98 Euro), Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart (10,39 Euro) und Heidelberg (10,02 Euro) eine durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter mit jeweils über 10 Euro. Berlin ist mit durchschnittlich 7,67 Euro pro Quadratmeter im Mittelfeld angesiedelt. Die teuerste ostdeutsche Großstadt ist Potsdam mit 7,85 Euro. Die günstigste Großstadt bundesweit ist Chemnitz mit 5,26 Euro.

Abschied von der Ölheizung

Nach den vorliegenden Ergebnissen werden drei Viertel (75 Prozent) aller Wohnungen in Deutschland mit Gas (56 Prozent) oder Öl (19 Prozent) beheizt und weitere 15 Prozent mit Fernwärme. Erneuerbare Energiequellen zum Heizen von Wohngebäuden spielen im Gesamtbestand bislang eine untergeordnete Rolle. Nach Aussagen von Oliver Heidinger, Präsident des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen, ist Gas auch in Neubauten noch immer der wichtigste Energieträger, obwohl der Anteil seit 2010 kontinuierlich sinkt. Ölheizungen spielen hingegen in Neubauten "praktisch keine Rolle mehr". Aber: "Jede vierte Wohnung, die seit 2016 gebaut wurde, wird mit Wärmepumpen beheizt."

Zensus 2022Fossile Heizungen

Nach Aussage von Destatis-Chefin Brand wird der nächste Zensus voraussichtlich 2031 stattfinden. "Wir planen dann, soweit möglich noch stärker als bisher Registerdaten als Datenquelle zu nutzen und die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten." Allerdings werden man auch dann weiterhin Erhebungen durchführen müssen, "denn nicht alle Daten, die wir liefern, kann man aus Registern beziehen". In den kommenden Monaten sollen aus der aktuellen Erhebung Daten zur Demografie, den Wohnungsgrößen, aber auch zur Größe von Haushalten, Familienstrukturen, Bildungsgrad und Erwerbstätigkeit veröffentlicht werden.

Quelle: ntv.de, sba/lst/cwo

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