
Silvio Berlusconi war im Juni 2023 im Alter von 86 Jahren gestorben.
(Foto: picture alliance / Pressebildagentur ULMER)
Mailands Flughafen könnte demnächst den Namen des im vergangenen Jahr gestorbenen Silvio Berlusconi tragen. Der Bürgermeister ist strikt dagegen, Internetnutzer lassen ihrem schwarzen Humor freien Lauf.
Die einen haben sich über die Meldung aus Mailand diebisch gefreut, die anderen wiederum hat es fast vom Stuhl gerissen. Der Grund für Freude und Aufregung ist: Milano Malpensa, der größte Flughafen der Wirtschaftsmetropole, soll in Zukunft Silvio Berlusconi heißen.
Den Vorschlag hatte Luciano Fontana, Präsident der Lombardei und Lega-Mitglied, kurz nach dem Tod des Cavaliere am 12. Juni 2023 gemacht. Bis vor ein paar Tagen hatte man aber darüber nichts mehr gehört. Doch nun ist der Streit darüber heftig entbrannt. Der Mailänder Bürgermeister Beppe Sala, der die Stadt seit 2016 mit einem Mitte-Links-Gemeinderat regiert, wehrt sich vehement gegen das Vorhaben, das bald umgesetzt werden könnte.
Offiziell beanstandet Sala die Vorgehensweise. So sei das Unternehmen SEA, das den Flughafen verwaltet und an dem auch die Stadt Mailand Anteile hält, übergangen worden. Der Bürgermeister sprach von "barbarischen Zeiten", in denen das Protokoll einfach ignoriert werde. Sala hatte sich zuvor schon erfolgreich dem Vorschlag widersetzt, dem Cavaliere einen Platz in Mailand zu widmen. Seine Begründung: Laut Vorschriften müssten zehn Jahre nach dem Ableben verstrichen sein.
Widmung eines Nachtlokals wäre passender
Salas Anmerkungen mögen richtig sein, dass sie aber der Grund seiner wütenden Reaktion sind, nehmen ihm selbst Parteifreunde nicht ab. Was der Bürgermeister wirklich über den Umbenennungsplan denkt, darf er seines Amts wegen nicht direkt aussprechen. Auch die Parteispitzen der Demokraten zwingen sich lediglich zu der diplomatischen Bemerkung, es handle sich um eine sehr "unpassende" Wahl.
Ein Parlamentarier der linken Alleanza Verdi e Sinistra nahm stattdessen kein Blatt vor den Mund und sagte: "Ich würde mich schämen, an einem Flughafen mit so einem Namen abzufliegen oder zu landen". Eine Abgeordnete der Demokratischen Partei meinte, Berlusconi ein Nachtlokal zu widmen, wäre doch angebrachter.
Der rechtspopulistische Lega-Chef Salvini freut sich stattdessen unverhohlen, den politischen Gegner auf diese Weise ärgern zu können, und antwortete auf Salas Beschwerden: "Das linke Lager hätte gerne eine Persönlichkeit, die auch nur ein Zehntel von dem ist, was Berlusconi wert war." Und da auch Salvini in seiner Funktion als Infrastruktur- und Transportminister seine Einwilligung zur Umbenennung des Flughafens geben muss, ließ er auch gleich wissen, dass er dies mit Freude machen werde.
Witz und Häme im Netz
Während sich die Politiker noch streiten, hat der Fall im Internet bereits eine gigantische Flut witziger Postings und Memes losgetreten. Ein User schlug vor, den Flughafen gleich Bunga-Bunga zu nennen, in Erinnerung an die feuchtfröhlichen Partys des Cavaliere. Ein passendes Schild wurde auch gleich ins Netz gestellt. Ein anderer meinte, man könne die Gelegenheit nutzen und auch anderen Flughäfen einen personenbezogenen Namen geben. Den in Verona könne man beispielsweise Pietro Maso nennen. Der hatte als Jugendlicher seine Eltern erdrosselt, um an das Erbe zu kommen. Der Vorschlag könnte auf Berlusconis gerichtliche Verurteilung wegen Steuerbetrugs hinweisen oder auch auf seine vermeintlichen Kontakte zu Handlangern der Mafia. Immer wieder wurde über Kontakte zu dem Boss Vittorio Mangano berichtet, der zeitweise als Stallmeister beim Cavaliere angestellt war und als Brückenkopf der Cosa Nostra in Norditalien galt.
Bisher gibt es keine Umfragen zur Namensgebung, dafür aber eine Onlinepetition gegen das Vorhaben. Mehr als 40.000 Menschen haben schon unterschrieben.
Die Idee, den größten städtischen Flughafen zu einem der wichtigsten internationalen Drehkreuze in Europa zu machen, haben die Malpensa-Betreiber schon länger. Dass eine geplante Umbenennung nach einer schillernden Persönlichkeit wie der des Cavaliere die Gemüter erhitzen würde, war vorhersehbar. Ob das tatsächlich umgesetzt wird, ist jedoch alles andere als sicher.
Sollte es so kommen, wird das bei einem Teil der Italienerinnen und Italiener immer ein gewisses Unbehagen hervorrufen. Vor allem, wenn man aus Palermo kommt. Der dortige Flughafen ist nach den zwei Mafiajägern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino benannt, die im Sommer 1992 Opfer von Attentaten der Cosa Nostra wurden.
Quelle: ntv.de