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Jagd nach einem Phantom? Vier Punkte, die gegen eine Löwin sprechen

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Im Raum Berlin suchen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei nach einem Löwen.

Im Raum Berlin suchen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei nach einem Löwen.

(Foto: picture alliance / AA)

Die Behörden in Berlin und Brandenburg sind in heller Aufregung: Rund um die Bundeshauptstadt soll eine Löwin umherstreifen. Seitdem durchkämmen Polizisten und Feuerwehrleute Waldgebiete südlich von Berlin. Doch stichfeste Beweise für die Existenz der Raubkatze gibt es bislang nicht. Jagd die Polizei etwa ein Phantom? Vier Punkte, die gegen die Anwesenheit einer streunenden Löwin im Raum Berlin sprechen.

1. Handyvideo kein klarer Beweis

Auslöser des Löwen-Alarms ist ein kurzes Handyvideo von Mittwochabend. In dem unscharfen Clip ist zu sehen, wie ein großes Tier in der Nacht an einem bewaldeten Straßenrand zwischen Berlin und Potsdam umherstreift. "Zwei Passanten haben ein Tier gesehen, das einem anderen nachrennt", sagte ein Polizeisprecher dem Sender RBB. "Das eine war ein Wildschwein und das andere war offensichtlich eine Raubkatze, eine Löwin." Erfahrene Beamte hätten bestätigt, dass es sich "wahrscheinlich um eine Löwin" handele, so der Sprecher.

Ob es sich wirklich um eine Löwin handelt, ist anhand des Videomaterials allerdings schwer zu beurteilen. Der Raubkatzen-Experte des Kölner Zoos, Alexander Sliwa, äußerte sich kritisch. "Die Form des Rückens und auch der Schwanz sehen ungewöhnlich aus. Aber wenn die Polizei sagt, dass es sich um eine Raubkatze handelt, dann kann ich das nicht anzweifeln", sagte Sliwa gegenüber ntv.

Laut Sliwa könnte es sich bei dem Tier um einen Puma, aber eben auch um ein ganz anderes Tier handeln. "Es könnte ein Reh oder eine andere Hirschart sein. Ein entlaufenes Tier, das nicht in seiner natürlichen Umgebung unterwegs ist, hätte auf das Scheinwerferlicht reagiert." Es sei denn, das Tier habe dort gefressen. "Aber ich nehme an, dass man dann auch den Kadaver des Beutetiers dort gefunden hätte."

2. Es gibt keine Spuren

Nach Angaben der Polizei suchten am Donnerstag mehr als 200 Beamte den Bereich Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Steglitz-Zehlendorf ab. Auch Veterinärmediziner und Stadtjäger beteiligten sich. Am Abend wurde die Suche mit Nachtsichtgeräten und Nachtsichtdrohnen fortgesetzt. Es habe "verschiedene Sichtkontakte" gegeben, teilte ein Polizeisprecher mit. Doch Spuren wurden bislang nicht festgestellt. Weder gerissene Beutetiere noch Kot oder Pfotenabdrücke deuten auf die Präsenz eines Löwen in der Region hin.

Bei einem Haar, das von einem Jäger in der Gemeinde Kleinmachnow an einem Baum sichergestellt wurde, ist noch unklar, woher es stammt. "Wir wissen noch nicht, was es ist", sagte eine Gemeindesprecherin. Auch Wildschweine scheuerten sich gerne an Bäumen. Es sei eine Laboranalyse notwendig. Das Laborergebnis liegt noch nicht vor.

3. Es fehlt kein Löwe

Sollte ein Löwe durch den Süden Berlins streifen, ist die Frage, woher er kommt. Zoos, Tierparks und Tierschutzeinrichtungen vermissen aber keine der Großkatzen. Die private Haltung von Wildtieren ist in Deutschland Ländersache. In Berlin ist sie verboten, in Brandenburg gibt es keine spezielle Regelung neben der Bundesartenschutzverordnung.

Nach Angaben des Landesumweltamtes ist in Brandenburg die Haltung von 23 Löwen angemeldet. Dabei handle es sich um drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und eine private Haltung. Der private Tierhalter wurde von der Polizei überprüft. Das Tier, das diese Person halte, sei noch da, sagte ein Polizeisprecher. Erkenntnisse über eine illegale Haltung sind nicht bekannt.

4. Experten äußern sich zurückhaltend

Neben Sliwa sind auch andere Experten von der Löwen-Theorie nicht überzeugt. "Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren", sagte der Wildtierexperte Derk Ehlert im RBB-Inforadio. "Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist." Auf dem bekannten Handyvideo könne er nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen.

"Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt", sagte der Veterinärmediziner Achim Gruber im RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies "ein starkes Puzzlestück" gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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