Belästigung und Machtmissbrauch WDR wirft "Tatort"-Chef Henke raus
14.06.2018, 18:12 Uhr
Der WDR sieht sein Vertrauensverhältnis zu Gebhard Henke erschüttert, deshalb muss er gehen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Er soll mehrere Frauen sexuell belästigt haben - deshalb kündigt der WDR seinem Fernsehfilmchef Gebhard Henke. Der Sender glaubt den Opfern, Henke weist alles zurück. Eine Gerichtsentscheidung über seine Freistellung beim WDR steht noch aus.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat seinem Fernsehfilmchef und "Tatort"-Koordinator Gebhard Henke gekündigt. Grund dafür seien "glaubhafte Vorwürfe sexueller Belästigung und des Machtmissbrauchs", teilte der größte ARD-Sender in Köln mit. Aus Sicht des WDR bestehe kein Vertrauensverhältnis mehr. Henke bestreitet die Vorwürfe. Sein Anwalt Peter Raue kündigte in Berlin an: "Gegen diese Kündigung wird Herr Henke Rechtsschutz beim Arbeitsgericht nachsuchen." Der WDR habe keine Vorfälle genannt, die eine fristlose Kündigung rechtfertigen könnten.
Der WDR teilte dagegen mit, in den vergangenen Wochen hätten dem Sender mehr als zehn Frauen über sexuelle Belästigung und unangemessenes Verhalten von Henke berichtet, teils in Zusammenhang mit Machtmissbrauch. Diese Schilderungen habe man sorgfältig überprüft und dazu auch Henke gehört. Dieser habe die Vorwürfe zurückgewiesen. "Im Ergebnis hielt der WDR die von den Frauen geschilderten Vorfälle für schwerwiegend und glaubhaft."
Henke arbeitete seit 1984 beim WDR. Er galt als einer der mächtigsten Männer im deutschen Film- und Fernsehgeschäft. Er hatte bereits im vergangenen Monat über seinen Anwalt öffentlich gemacht, dass der WDR ihn freigestellt habe. Gegen diese Freistellung hat er eine einstweilige Verfügung beantragt. Darüber wird am Dienstag vor dem Kölner Arbeitsgericht verhandelt. Allerdings müsse man abwarten, ob Henke den Antrag angesichts der aktuellen Entwicklung möglicherweise zurückziehe, sagte eine Gerichtssprecherin.
Im vergangenen Monat hatte der WDR bereits einem Mitarbeiter wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung fristlos gekündigt. Nach Informationen des Magazins "Stern" und des Recherchebüros "Correctiv" handelte es sich dabei um einen Fernsehkorrespondenten, dem zahlreiche Belästigungsfälle vorgeworfen werden. Die frühere Gewerkschafts-Chefin Monika Wulf-Mathies untersucht zurzeit, wie der WDR in der Vergangenheit mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen ist.
Quelle: ntv.de, cam/dpa