Impfstoff für Entwicklungsländer WHO fordert Ende des Spenden-Chaos
29.11.2021, 15:24 Uhr
Mehr als 90 Millionen Covid-19-Impfdosen sind laut WHO mithilfe von Covax und Avatt gespendet worden.
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Während in westlichen Staaten viele Menschen geimpft sind, verharrt die Impfquote auf dem afrikanischen Kontinent bei unter zehn Prozent. Ein Grund ist das Chaos rund um Impfstoff-Spenden, weshalb die WHO mehr Koordination fordert. Noch-Kanzlerin Merkel schlägt einen Völkerrechtsvertrag als Lehre aus der Pandemie vor.
Spenden von Corona-Vakzinen an Entwicklungsländer müssen nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besser organisiert werden, um Impfkampagnen zu beschleunigen. Geberländer sollten weniger aus dem Augenblick heraus, sondern vorhersehbar und in großen Mengen spenden, fordern die WHO, die globale Impfinitiative Covax und die Beschaffungskommission der Afrikanischen Union (Avatt). Angela Merkel geht noch ein Schritt weiter: Die geschäftsführende Bundeskanzlerin fordert neben einer besseren finanziellen Ausstattung der WHO, für die Zukunft in einem Pandemievertrag völkerrechtlich verbindlich Maßnahmen für eine bessere Prävention, Früherkennung und Reaktion festzuschreiben.
Bislang seien laut WHO weltweit mehr als 90 Millionen Covid-19-Impfdosen mit Hilfe von Covax und Avatt gespendet worden. Der Großteil der Spenden sei relativ spontan erfolgt. Zudem seien viele Dosen mit nur noch kurzer Haltbarkeit in den Ländern eingetroffen. Dies mache es für Staaten extrem schwierig, Impfkampagnen nachhaltig zu planen, so die WHO. Die Versorgung müsse berechenbarer und zuverlässiger werden. Gespendete Impfstoffe sollten mindestens zehn Wochen haltbar sein, hieß es. Auch das notwendige Impfmaterial - etwa Spritzen, Verdünnungsmittel und Frachtkosten - sollte in der Spende eingeschlossen sein, um den logistischen Aufwand zu reduzieren.
In Afrika sind nach Angaben des Afrikanischen Zentrums für Infektionskrankheiten (Africa CDC) 6,6 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Vergangene Woche wurde im südlichen Afrika die Virusvariante Omikron nachgewiesen, die inzwischen von der WHO als besorgniserregend eingestuft wurde.
Merkel fordert bessere Finanzierung der WHO
Merkel setzt sich nicht nur für eine bessere Koordination bei den Impfstoff-Spenden ein, sondern fordert generell eine finanzielle Stärkung der WHO. In einem Video-Beitrag für die World Health Assembly sagte die amtierende Bundeskanzlerin, dass die Mitgliedsstaaten ihre ungebundenen Pflichtbeiträge deutlich "auf 50 Prozent" erhöhen sollten. Aktuell liegt der Beitrag der Mitgliedsstaaten bei unter 20 Prozent der WHO-Finanzierung.
Es sei eine zentrale Aufgabe, die Koordinierung der zahlreichen Initiativen in globalen Gesundheitsfragen sicherzustellen, sagte Merkel. Dazu zählten etwa die Umsetzung von internationalen Gesundheitsvorschriften und die Entsendung von Experten zur Erforschung der Ursprünge von Viren wie dem Coronavirus Sars-CoV-2.
"Angesichts dieser und vieler anderer wichtiger Aufgaben gilt es, vor allem für eine verlässliche Finanzierung der WHO zu sorgen. Sie muss in Krisensituationen schnell reagieren und Prioritäten neu setzen können. Daher wünsche ich mir, dass wir, die Mitgliedsstaaten, unserer ungebundenen Pflichtbeiträge deutlich, das heißt auf 50 Prozent, erhöhen", erklärte Merkel.
Die katastrophalen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie sollten der Menschheit eine Lehre sein. "Viren kennen keine Ländergrenzen. Genau deshalb sollten wir unsere Maßnahmen für eine bessere Prävention, Früherkennung und Reaktion in einem Pandemievertrag völkerrechtlich verbindlich festlegen", forderte die scheidende Bundeskanzlerin.
Quelle: ntv.de, joh/dpa/DJ