Auf dem Weg zur "Titanic" Was bisher zum Verschwinden der "Titan" bekannt ist
20.06.2023, 10:43 Uhr Artikel anhören
Im Nordatlantik laufen massive Such- und Rettungsaktionen nach einem Tauchboot, das fünf Menschen an Bord hat. In welcher Mission waren sie unterwegs und was wird jetzt zu ihrer Rettung unternommen?
Wann gab es den letzten Kontakt?
Das kanadische Begleitschiff der "Titan", das Forschungsschiff "Polar Prince", kam am frühen Sonntagmorgen in der Nähe des Ortes des Titanic-Wracks im Atlantik, rund 1450 Kilometer östlich von Cape Cod, an. Hamish Harding, der sich an Bord befindet, schrieb in einem Facebook-Beitrag, man wolle den Tauchgang mit der "Titan" um 4.00 Uhr Ortszeit beginnen. Der US-Küstenwache in Boston zufolge ist die fünfköpfige Besatzung am Sonntagmorgen untergetaucht. Auf Twitter hieß es, die Besatzung der "Polar Prince" habe "etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs des Schiffes den Kontakt zu ihnen verloren".
Was ist das Ziel des Tauchgangs?
Dem Betreiberunternehmen Oceangate Expeditions zufolge ist das Tauchboot zu einer Expedition unterwegs. Das Unternehmen verbindet touristische Ausflüge zum Wrack der 1912 auf ihrer Jungfernfahrt gesunkenen "Titanic" immer wieder mit Forschungsarbeiten. Das Wrack liegt in etwa 3800 Metern Meerestiefe. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten laut BBC als Chance, "aus dem Alltag herauszutreten und etwas wirklich Außergewöhnliches zu entdecken". Oceangate zufolge dauern die Touren des Unternehmens, die von der kanadischen Insel Neufundland aufbrechen, insgesamt acht Tage und kosten bis zu 250.000 Dollar (etwa 229.000 Euro).
Wie viele Menschen sind an Bord?
Laut BBC bieten die Tauchboote Platz für bis zu fünf Personen: einen Kapitän, maximal drei Touristen und einen Experten. Die Behörden bestätigten, dass auch diesmal fünf Menschen an Bord sind, hielten sich allerdings mit Informationen zurück, um wen es sich dabei handelt.
Ist die "Titan" ein U-Boot?
Streng genommen ist es kein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfahren kann. Damit handelt es sich bei der "Titan" im engen Sinne um ein Tauchboot. Nach Unternehmensangaben ist die "Titan" 6,70 Meter lang und besteht aus Kohlefasern.
Was wird zur Rettung unternommen?
Federführend bei der Suche ist die US-Küstenwache. Deren Konteradmiral, John Mauger, sagte am Montag, dass es eine Herausforderung sei, eine Suche in einem so abgelegenen Gebiet durchzuführen. Man konzentriere sich auf zwei mögliche Szenarien. Zum einen auf die Oberflächensuche für den Fall, dass die Titan an die Meeresoberfläche zurückkehrte, aber irgendwie die Kommunikationsmöglichkeiten verloren hat.
Das zweite Szenario ist eine Unterwasser-Sonarsuche, bei der davon ausgegangen wird, dass es während des Tauchganges zu Problemen gekommen ist. Die Küstenwache hat zwei C-130-Hercules-Flugzeuge losgeschickt, um auf der Wasseroberfläche nach dem Tauchboot zu suchen. Hinzu kamen ein kanadisches C-130-Flugzeug und ein P8-Flugzeug mit Unterwassersonarfähigkeit. Das kanadische Verteidigungsministerium teilte mit, dass neben dem Flugzeug auch das kanadische Küstenwacheschiff "Kopit Hopson" bei der Suche behilflich sei.
Was sind die Herausforderungen der Rettungsmission?
Bisher gibt es keinerlei Informationen, welche Probleme zum Abbruch der Kommunikation geführt haben könnten. Das macht es schwierig, gezielte Maßnahmen einzuleiten. Mauger zufolge wäre zusätzliches Fachwissen und Spezialgerät nötig, wenn eine Unterwasser-Rettungsmission nötig würde. Er bemühe sich deshalb bereits um Unterstützung der US-Marine.
Für die Passagiere an Bord werden Kälte und Sauerstoff mit jeder Stunde unter Wasser mehr zum Problem. Die "Titan" hat laut Informationen des Schiffsbetreibers für 96 Stunden Notsauerstoff an Bord. Die US-Küstenwache operiert mit etwas konservativeren Zahlen und geht davon aus, dass auf dem Schiff 70 bis 96 Stunden Sauerstoff zur Verfügung stünden, sagte Mauger.
Quelle: ntv.de