Panorama

Weniger Schnee als angenommen Wie gefährlich war Blizzard "Juno" wirklich?

Schneefall in Manhattan: Der angekündigte Monstersturm blieb aus.

Schneefall in Manhattan: Der angekündigte Monstersturm blieb aus.

(Foto: REUTERS)

Es sollte einer der schlimmsten Schneestürme in der Geschichte New Yorks werden. Das Leben in der Metropole steht still - dann fallen 20 Zentimeter Schnee. Ein Fall von Fehleinschätzung? n-tv Meteorologe Björn Alexander geht der Frage nach.

n-tv.de: Björn, wie schlimm wütet der Schneesturm im Nordosten der USA noch?

Björn Alexander: Die letzten heftigen Schneeschauer ziehen derzeit noch über den äußersten Nordosten hinweg. Eine entsprechende Warnung vorm Wintersturm gibt es noch in Teilen von Maine und New Hampshire. Die Großräume New York und Boston haben das Schlimmste aber hinter sind.

Wie viel Schnee ist denn zusammengekommen?

Bisher sind es verbreitet zwischen 20 und 50 Zentimeter Schnee, teilweise auch mehr. Örtlich sind bis jetzt auch mal um die 80 Zentimeter zusammengekommen. Im Detail muss man dabei feststellen, dass es besonders New York bei Weitem nicht so schlimm erwischt hat, wie zuvor angenommen.

Was heißt das genau?

n-tv-Meteorologe Björn Alexander: "In einigen Regionen war es wirklich extrem heftig."

n-tv-Meteorologe Björn Alexander: "In einigen Regionen war es wirklich extrem heftig."

(Foto: n-tv)

Der Flughafen JFK meldete heute früh 25 Zentimeter Schnee. In der Stadt selbst sind es um die 20 Zentimeter. Long Island hat hingegen schon eine ordentliche Schneeladung abbekommen. Dort sind es um die 50 Zentimeter. Ähnlich viel ist in Boston gefallen. Weiter nördlich waren es dann aber ganz gelegentlich die von den amerikanischen Meteorologen prognostizierten Schneemengen, die in Richtung 1 Meter gingen.

Aus Sicht des Meteorologen: Waren die Warnungen der amerikanischen Wetterdienste übertrieben? Schließlich waren die Vorsichtsmaßnahmen sehr umfangreich.

Grundsätzlich zeigen die Neuschneemengen in Boston und weiter nördlich, wie groß das Potential von Unwettertief "Juno" war. Insofern waren die Mengenabschätzungen schon richtig. Allerdings gibt es große Defizite bei der Verortung. Dass New York sehr wahrscheinlich nicht im Zentrum des Schneesturms liegen dürfte, kristallisierte sich spätestens Montagvormittag unserer Zeit ab. Zu diesem Zeitpunkt zeigten drei von vier Wettermodellen, dass der Schwerpunkt nordöstlich von New York liegen sollte.

Also eine Fehleinschätzung?

Das würde ich so nur bedingt sagen. Erstens haben die Kollegen die Verantwortung, das Gefährdungspotenzial möglichst so abzuschätzen, dass eine Gefährdung von Leib und Leben ausgeschlossen wird. Und das Potenzial war ja auf jeden Fall gegeben - die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen war aber für New York, wie gesagt, vergleichsweise gering. Zweitens ist es natürlich auch klar, dass man hinterher immer schlauer ist. Eine Prognose im Nachhinein zu sehr zu kritisieren, ist nicht unbedingt fair. Unabhängig davon war es in einigen Regionen eben wirklich extrem heftig. Nur: Der angekündigte "Monstersturm" ist "Juno" nicht geworden.

Wie kommt es eigentlich zu solch extremen Winterstürmen, die ja auch immer wieder die Metropole New York treffen?

Häufig ist der Auslöser ein kleines, aber sehr intensives und wetterwirksames Tief. Wenn dies entlang der US-amerikanischen Ostküste nordwärts zieht, dann kann es dabei zwei unterschiedliche Luftmassen anzapfen: Einerseits die arktische Kälte aus dem Norden, andererseits die subtropisch warme und feuchte Luft, die südwärts vom Golfstrom stammt.

Über welche Temperaturen sprechen wir da?

Im konkreten Fall waren um die minus 10 Grad für die Kaltluft und etwa plus 15 Grad für die warme Luft. Der Unterschied betrug also rund 20 bis 25 Grad. Dabei wird dann die feuchtwarme Luft über die Kaltluft geschoben. Beim Aufsteigen kühlt sich die Warmluft ab und verliert dadurch die Fähigkeit, Wasser zu halten, und intensive Niederschläge setzen ein. In diesem Fall dann eben als Schnee. Solche Tiefdruckgebiete sind tatsächlich so häufig, dass sie einen eigenen Namen haben: Northeaster.

Außer dem Schnee gab es auch noch Sturm. Wie kam der zustande?

Das liegt an den Druckunterschieden. Die sind im Umfeld solcher Tiefs in der Regel groß. Die Ausgleichsströmung, also der Wind, ist dementsprechend heftig. Massive Schneeverwehungen gehen somit fast immer mit diesen Tiefs einher. Je nach den Geländeeigenschaften sind dadurch auch mal Schneeverwehungen von 10 bis 15 Metern Höhe nicht auszuschließen. Außerdem sorgt der Wind natürlich für sehr kalte gefühlte Temperaturen. Heute früh lagen die beispielsweise im Großraum New York bei minus 12 bis minus 18 Grad. Im Bereich Boston waren es um die minus 17 bis minus 19 Grad. Ansonsten teilweise auch an die minus 25 Grad.

Quelle: ntv.de

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