Umschwung deutet sich an Wie wird das Wetter in der Silvesternacht?
28.12.2023, 14:42 Uhr Artikel anhören
Regen, Wind, etwas Sonne und mildere Temperaturen - so werden die kommenden Tage.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit teilweise über 300 Liter je Quadratmeter haben sich im Dezember enorme Wassermassen über uns ergossen. Und auch im neuen Jahr bleibt die Hochwasserlage mitunter angespannt bis gefährlich. Doch es gibt auch Lichtblicke, die Winterfreunden ein Lächeln ins Gesicht zaubern und die Hochwassergefahr nachhaltig entspannen könnten.
ntv.de Das Wetterjahr 2023 verabschiedet sich mild und mit einer teilweise angespannten Hochwasserlage. Ist im neuen Jahr bald mal ein Wetterwechsel in Sicht?
Björn Alexander: Regional wird die Hochwasserlage leider auch über den Jahreswechsel hinaus brisant bis gefährlich bleiben. Denn in den nächsten Tagen ist noch kein nachhaltiger Wetterumschwung in Sicht. Einen Silberschweif am Horizont gibt es aber dennoch.
Was heißt das konkret?
Bereits seit einiger Zeit deutet ein Teil der Computermodelle eine Schwächung des Polarwirbels an. Durch Erwärmungsprozesse in der höheren Atmosphäre würde demnach der Wirbel instabil werden. Sogar ein nachfolgender Split, also eine Teilung des Polarwirbels, wäre unter diesen Umständen denkbar.
Mit welchen Folgen für unser Wetter?
Zunächst einmal würde es - wenn es tatsächlich so kommt - dem Winter hierzulande Chancen eröffnen. Auch könnten sich damit mal längere Hochdruckwetterlagen etablieren. So zeichnet sich beispielsweise beim amerikanischen Wettermodell eine Umstellung in etwa ab dem Dreikönigstag, also dem 6. Januar ab. Jedoch: Ein anderer Teil der Wettercomputer bewertet die Entwicklung ganz anders.
Wie sieht es der andere Teil?
Die experimentelle Langfrist spekuliert derzeit auf einen deutlich zu warmen und vor allem in der Mitte und im Süden unseres Landes auch zu nassen Januar. Das würde zwar fürs Bergland auch Optionen auf ein Wintercomeback lassen. Unterm Strich würden die wechselhaften und teilweise stürmischen Zeiten aber damit in die Verlängerung gehen. Kurzum: Momentan befinden wir uns somit in einer relevanten Phase, die die Weichen für den sogenannten Hochwinter stellen.
Welche Bedeutung hat der Hochwinter für gewöhnlich?
Analog zum Hochsommer, der normalerweise die heißeste Zeit des Jahres beinhaltet, ist der Hochwinter - klimatologisch gesehen - die kälteste Phase des Jahres. Normalerweise ist das in unseren Breiten von Anfang/Mitte Januar bis Mitte Februar. Insofern sind die kälteren Varianten bei den Prognosen und Berechnungen zum zweiten Monatsdrittel jetzt sehr plausibel.
Mit wie viel Regen müssen wir denn bis zum möglichen Wetterwechsel noch rechnen?
Im ungünstigsten Fall lassen die Wettermodelle bis einschließlich 5. Januar gebietsweise 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter niedergehen. In Spitzen sind in den Staulagen der Gebirge demnach sogar um oder über 80 Liter denkbar.
Was heißt das gerechnet auf einen Monatsniederschlag?
Das geht auf jeden Fall in die Richtung des Niederschlagssolls für den gesamten Januar, der im Deutschlandmittel normalerweise knapp 60 Liter pro Quadratmeter bringt. Erst mit der Option auf kältere Luft und eine sinkende Schneefallgrenze oder auf eine trockenere Phase wäre dann eine nachhaltige Entspannung beim Wasserhaushalt möglich. Schlussendlich ist die Lage ja nicht nur direkt an den Flüssen teilweise sehr brenzlich. Auch andernorts sind Wiesen sowie Flächen großflächig überflutet und gleichzeitig drückt das Grundwasser von unten in die Gebäude nach.
Mit welchen Aussichten geht es denn in den nächsten Tagen im Detail weiter?
Momentan formiert sich über den Britischen Inseln Sturmtief "Bodo", das sich anschließend ebenfalls bis zu uns ausweitet. Damit erwartet uns am Freitag erneut ein starker bis stürmischer Südwestwind, der in Schauernähe Sturm- und auf den Bergen auch Orkanstärke erreichen kann.
Bei welchem Wetter?
Vor allem in NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein droht weiterer Regen mit einer möglichen Verschärfung der Hochwasserlage. Deutlich besser sieht es indes im Süden aus, wo es trocken und lange freundlich weitergeht. Das Ganze bei sehr milden 8 bis 14 Grad.
Und am Wochenende?
Lassen die Schauer am Samstag rasch nach und vorübergehend öffnen sich ein paar Sonnenfenster. Dazu gibt es weiter windige und etwas kühlere 5 bis 12 Grad. Aber allzu lange bereitet uns die Wetterbesserung leider keine Freude. Bereits am sehr windigen Silvestertag breiten sich bei ähnlichen Temperaturen nämlich aus Westen neue Regenwolken aus.
Worauf müssen wir uns zum Jahreswechsel einstellen?
Die Silvesternacht verläuft nach wie vor wechselhaft und windig. Insbesondere in der Nordwesthälfte, während es in Richtung Süden und Südosten mehr Chancen auf einen trockenen Start ins neue Jahr gibt. Die Temperaturen bewegen sich bei 3 bis 10 Grad. Immerhin hat Petrus dann am Neujahrstag ein Einsehen und schickt uns - nach letzten Schauern bei den Nordlichtern - eine vorübergehende Wetterberuhigung mit maximal noch 3 bis 10 Grad.
Doch der nächste Regen lässt wahrscheinlich nicht allzu lange auf sich warten, oder?
So sieht es leider aus. Bereits am Dienstag klopfen die Tiefs von Westen erneut an. Dann übrigens wieder mit weiblichen Vornamen. Grund ist der inzwischen seit Ende der 1990er Jahre laufende und alljährliche Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Vornamen bei Hochs und Tiefs. Das macht aber natürlich das Wetter nicht besser - erst ab Dreikönig könnte sich die Lage mit Glück endlich mal nachhaltig ändern.
Quelle: ntv.de