Absage nach heftiger Kritik Kinderjagd auf Wildkatzen in Neuseeland geplant
21.04.2023, 08:43 Uhr Artikel anhören
Nicht domestizierte Katzen stellen in Neuseeland ein Problem für die Artenvielfalt und einheimische Tiere dar. (Symbolbild)
(Foto: REUTERS)
Im Kampf gegen eine Wildkatzen-Plage in Neuseeland kommen Veranstalter in der Region North Canterbury auf eine gewöhnungsbedürftige Idee: Die Jagd auf die Tiere wird zur Kategorie ihres jährlichen Jagdwettbewerbs - an dem auch die Kleinsten teilnehmen sollen.
Seit Jahren kämpft Neuseeland gegen eine Plage von Wildkatzen auf ihren beiden Hauptinseln - nun sollten auch die Jüngsten helfen. So riefen die Veranstalter eines Jagdwettbewerbs in der Region North Canterbury Kinder bis 14 Jahre dazu auf, an der von ihnen organisierten Katzenjagd teilzunehmen. Auch für einen Anreiz war gesorgt: Das Kind, das es schafft, die meisten wilden Katzen zu töten, sollte zum stolzen Sieger gekürt werden und ein Preisgeld von 250 Neuseeländischen Dollar (141 Euro) erhalten.
Der im Juni stattfindende Wettbewerb zum Töten wilder Tiere findet jährlich statt, auch Kinder sind üblicherweise mit von der Partie. Im vergangenen Jahr etwa töteten die jungen Neuseeländerinnen und Neuseeländer 427 Tiere, wie die neuseeländische Ausgabe der Zeitung "Guardian" berichtet. Mehr als 250 Kinder und 650 Erwachsene nahmen an der Jagd auf Possums, Hasen und Kaninchen teil. Die Katzenjagd sollte in diesem Jahr erstmals als eigene Kategorie eingeführt werden.
Denn Wildkatzen, einstmals in das Land eingeschleppt, stellen eine echte Bedrohung für die Artenvielfalt und einheimische Tierwelt in Neuseeland dar. Sie fressen bedrohte Vogelarten und ihre Eier sowie Eidechsen, Fledermäuse und Insekten. Immer wieder wird die Frage nach ihrer Bekämpfung diskutiert. 2013 etwa forderte der politische Aktivist Gareth Morgan die Ausrottung aller neuseeländischen Wildkatzen, denn in seinen Augen sind sie die "Sadisten des Tierreichs" und "geborene Killer".
Risiko für Hauskatzen groß
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landes unterstützen die Kontrolle der Population wilder Katzen - jedoch nicht mit allen Mitteln. So sei es zwingend notwendig, dass dies von erfahrenen Menschen mit anerkannten humanen Methoden durchgeführt wird, zitiert der "Guardian" den leitenden Wissenschaftler des neuseeländischen Ministeriums für Naturschutz, Craig Gillies.
Kinder dürften nicht zu diesen Menschen gehören. Es sei schlimm genug, dass so jungen Menschen beigebracht werde, sie sogar dazu ermutigt werden, kleine Tiere zu töten, sagte Will Appelbe, der Sprecher der Tierschutzgruppe "Safe" dem neuseeländischen Portal "1News". Es bestehe auch die Gefahr, dass die Tiere leiden könnten.
Denn Kinder nutzen bei solchen Veranstaltungen oft Luftgewehre, was ein Sprecher der Tierschutzorganisation SPCA gegenüber dem "Guardian" deutlich machte. "Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Schmerzen und Qualen und kann zu einem längeren Todeskampf führen." Zudem können Kinder "ebenso wenig wie Erwachsene zwischen einer Wildkatze, einem Streuner oder einer ängstlichen Hauskatze unterscheiden", sagte er weiter. Das Risiko sei somit groß, dass auch viele Haustiere dem Wettbewerb zum Opfer fallen.
Katzenjagd abgesagt
An diese Möglichkeit haben auch die Veranstalter des Jagdwettbewerbs gedacht. Ihre Lösung: Kinder, die aus Versehen eine gechippte Hauskatze erschießen, werden vom Wettbewerb disqualifiziert. Appelbe hält diese Maßnahme jedoch für "zu wenig und zu spät". Eine Möglichkeit, den Tod von Hauskatzen bei dem Wettbewerb zu verhindern, nannten die Organisatoren nicht. Auf Facebook betonen sie jedoch, dass der Wettbewerb auch wichtig sei, um Spenden für eine örtliche Schule sowie ein Schwimmbad zu sammeln. "Es gibt viele Möglichkeiten, Geld zu sammeln", entgegnete Appelbe in neuseeländischen Medien. "Kinder loszuschicken, um Katzen zu töten, sollte keine davon sein."
Auch im Internet löste das Vorhaben prompt eine Welle der Empörung aus. Bei der Schule und anderen Beteiligten seien "abscheuliche und unangemessene E-Mails" eingegangen, schreiben die Wettbewerbsveranstalter auf Facebook. Sie seien sehr enttäuscht über die Kritik, ziehen nun jedoch Konsequenzen: Um weitere Kritik zu vermeiden, habe man beschlossen, die Kategorie in diesem Jahr zurückzuziehen.
Eine Katzenjagd im neuseeländischen North Canterbury wird es somit in diesem Jahr nicht geben. Alle anderen Kategorien des Jagdwettbewerbs, so heißt es auf Facebook, seien jedoch weiterhin offen für Anmeldungen.
Quelle: ntv.de, spl