Panorama

Nasskaltes Wochenende Winter-Comeback wird immer wahrscheinlicher

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Die Hoffnung auf Schnee ist auch  im Skigebiet am Matthias-Schmidt-Berg im Harz groß.

Die Hoffnung auf Schnee ist auch im Skigebiet am Matthias-Schmidt-Berg im Harz groß.

(Foto: dpa)

Statt Schnee und Kälte herrschen in Deutschland derzeit Sturm, Regen und milde Temperaturen. Das könnte sich aber bald ändern: Etliche Wettermodelle prognostizieren ab Mitte Januar eine deutlich steigende Schneewahrscheinlichkeit.

ntv: Deutschland versinkt in Regen und Sturm - wie lange bleibt das noch so?

Björn Alexander: Die Tiefdruckreihe mit Sturmgefahr bleibt noch etwas bestehen. Und insofern erwartet uns ein sehr bewegtes Wochenende mit Sturmböen. Und auch der Regen hat zuerst noch ein Wörtchen mitzureden, bevor es nachhaltig kälter wird und sich Schnee untermischt.

Wie viel Regen wird bis dahin noch fallen?

Bis zum Start ins Wochenende trifft der meiste Regen vor allem die Westhälfte bis herauf in den Norden. Verbreitet mit Regensummen von 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter. Deutlich mehr ist insbesondere in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge und hier bevorzugt rund um Sauerland, Siegerland und Bergisches Land denkbar.

Was bedeutet das in Zahlen?

Die höchsten Abschätzungen der Wettercomputer gehen stellenweise von über 100 Litern pro Quadratmeter aus. Das entspricht schon fast dem doppelten Monatsniederschlag des gesamten Januars, was die kleineren Flüsse und Bäche - auch in Anbetracht der sehr nassen Vorwitterung - mit einer angespannten Hochwasserlage bis hin zu akutem Hochwasser quittieren.

Betrifft es ebenfalls die größeren Flüsse?

Eher nicht. Im Rhein ist beispielsweise noch reichlich Platz. Allerdings werden die Regenmassen die Pegelstände sichtbar ansteigen lassen.

ntv-Meteorologe Björn Alexander hat sich die Wettermodelle angeschaut.

ntv-Meteorologe Björn Alexander hat sich die Wettermodelle angeschaut.

(Foto: ntv)

Von welchen Wasserständen reden wir da?

Das bedeutet zum Beispiel für den Pegel in Köln, dass es von gemächlichen 3,60 Meter in den ersten Tagen des Januars 2023 nun gen 6-Meter-Marke und vielleicht auch darüber hinaus gehen wird. Von kritischen Situationen von 8,20 Meter und mehr sollten wir vorerst aber noch weit entfernt bleiben. Zumal sich ab dem Wochenende vermehrt Polarluft ins Spiel bringt und der Regen öfter in Schnee übergeht. Das bremst die Hochwasserlage nachhaltig aus. Eine Entwicklung, auf die die Menschen im Westen der USA sicherlich ein wenig neidvoll blicken.

Welchen Verlauf nimmt das Wetter denn dort?

Schwerpunkt der heftigsten Unwetter ist seit nunmehr über drei Wochen der Bundesstaat Kalifornien. Sturm, massive Regenfälle und lebensgefährliche Sturzfluten sind die Folge.

Wie kommt es dazu?

Auslöser sind Tiefdruckgebiete, die vom Pazifik mit der wettersteuernden Strömung in Richtung USA ziehen. Dabei haben diese Tiefs enorme Mengen an Feuchtigkeit gespeichert. Einzugsgebiet der atmosphärischen Wassermassen ist vor allem die Seeregion rund um Hawaii. Deshalb wird dieses Wetterphänomen auch Ananas-Express genannt. Und auch der sogenannte ARkStorm (Anm. d. Red.: Atmospheric River kilo Storm) beschreibt dieses Phänomen, bei dem Winterstürme mit sintflutartigem Regen auf die Westküste Nordamerikas und insbesondere auf Kalifornien treffen.

Wie heftig ist die aktuelle Lage?

In den kommenden Tagen bleibt die Entwicklung äußerst angespannt. Das Gros der Wettermodelle sieht für die Gebiete nördlich von San Francisco 100 bis 200 Liter Regen je Quadratmeter. In Spitzen sind aber auch bis zu 400 Liter je Quadratmeter denkbar. Das entspricht dann fast dem Jahresniederschlag von Magdeburg - und das binnen weniger Tage.

Ist in der Zukunft eine Verschlimmerung dieses Wetterphänomens zu erwarten?

Grundsätzlich ist durch den Klimawandel mit einer Intensivierung von extremen Wetterereignissen zu rechnen. Hierbei geht es darum, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und somit mehr Energie speichern kann. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf mögliche Regenmengen, die die Winterstürme vom Pazifik mitbringen und die sich im Stau der angrenzenden Gebirgsketten vom Himmel ergießen. Sollten sich diese atmosphärischen Flüsse dann wegen tendenziell stationärer Wetterlagen länger beziehungsweise über Wochen halten, dann sind leider auch ausgewachsene Megafluten mit verheerenden Auswirkungen denkbar.

Zurück zum Wetter in Deutschland: Probt der Winter bald sein Comeback?

Derzeit sieht es schwer danach aus. So erwartet uns am Samstag zunächst zwar noch neuer Regen bei milden 5 bis 12 Grad Celsius. Am wechselhaften Sonntag naht dann auf der Rückseite des Sturmtiefs spürbar kältere Luft polaren Ursprungs - mit Höchstwerten von 3 bis 10 Grad und einer sinkenden Schneefallgrenze.

Welche Höhenlagen sind betroffen?

Die Schneefallgrenze liegt am Sonntag bei 600 bis 800 Meter. Und nächste Woche fallen die Flocken dann auch bis in tiefere Lagen, so dass die Formel gilt: im Flachland nasskalt, im Bergland zunehmend winterlich mit Schnee und Rutschgefahr.

Kann es auch im Flachland glatt werden?

Nachts bei Tiefstwerten im Frostbereich auf jeden Fall. Und auch in Sachen Schnee bis ganz runter ist der Drops noch lange nicht gelutscht. So sehen aktuell etliche Wettermodelle ab der Monatsmitte und insbesondere im letzten Monatsdrittel deutlich ansteigende Schneechancen und sogar geschlossene Schneedecken bis ins Flachland.

Wie wahrscheinlich ist denn ein nachhaltiger Wintereinbruch?

Da die unterschiedlichen Wettercomputer sich in den letzten Tagen immer einiger wurden in puncto Abkühlung und Wintereinbruch, scheint die Entwicklung durchaus eine nachhaltige werden zu wollen. Es ist in jedem Fall eine spannende Weichenstellung für den Hochwinter, also die kälteste Zeit des Jahres, die wir in Deutschland normalerweise ab Mitte Januar bis in den Februar hinein erleben.

Quelle: ntv.de

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