Suche in Trümmern fortgesetztZahl der Toten in Marseille steigt weiter

Zu Beginn der Woche stürzen mehrere Häuser in der französischen Küstenstadt Marseille in sich zusammen und begraben einige Bewohner unter sich. Mehrere Tote wurden seitdem geborgen. Doch noch etwas anderes bereitet den Einsatzkräften Sorgen.
Zwei Tage nach dem Einsturz von drei baufälligen Wohnhäusern in Marseille ist die Zahl der Toten auf sechs gestiegen. Die Rettungskräfte bargen zwei weitere Leichen aus den Trümmern, wie Staatsanwalt Xavier Tarabeux sagte. Anwohner kritisierten derweil die Stadtverwaltung, die vom schlechten Zustand der Häuser gewusst habe.
Die Bergungsarbeiten wurden durch anhaltende Regenfälle beeinträchtigt. Zudem fürchtet die Feuerwehr einen "Domino-Effekt", der weitere Häuser der Straße zum Einsturz bringen könnte. Viele der rund hundert in Sicherheit gebrachten Anwohner können deshalb vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren.
Die Behörden gehen davon aus, dass bis zu acht Menschen unter den Trümmern verschüttet wurden. Es gibt mittlerweile kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um Bewohner und offenbar auch Besucher eines Hauses in dem ärmlichen Viertel nahe des Alten Hafens im Zentrum von Marseille. Dort lebten bis zu dem Einsturz am Montag neun Parteien. Die beiden angrenzenden Gebäude, die ebenfalls wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen, galten als marode und standen deshalb leer.
Massive Kritik am Bürgermeister
"Das ist die Hölle hier", sagte ein Anwohner. Im Rathaus seien die Zustände in der Gegend bekannt, es werde aber nichts getan: "Die Leute sind wegen nichts und wieder nichts gestorben." Die Stadtverwaltung trage "zu hundert Prozent Schuld" an dem Häusereinsturz. Eine andere Anwohnerin klagte, die Häuser in der Straße seien "voller Kakerlaken", auf den Dächern liege Müll herum, die Wasserleitungen seien undicht.
In Marseille hausen nach einem Gutachten von 2015 rund 100.000 Menschen in Unterkünften, die ihre Gesundheit oder sogar ihre Sicherheit gefährden. Deshalb wurde nach dem Einsturz massive Kritik an Bürgermeister Jean-Claude Gaudin laut.
Die Stadtverwaltung sieht das Unglück dagegen in einem möglichen Zusammenhang mit heftigen Regenfällen in den vergangenen Tagen. Seit 2011 gibt es im Zentrum von Marseille umfangreiche Sanierungsarbeiten, die aber immer wieder ins Stocken geraten.