Ergebnisbericht vorgestellt Zahl spielsuchtgefährdeter Frauen steigt
06.03.2024, 15:28 Uhr Artikel anhören
Automatenspiele gelten neben Livesportwetten als besonders riskant für spielsuchtgefährdete Menschen.
(Foto: picture alliance / Arne Dedert/dpa)
Laut einer aktuellen Studie sind Männer stärker von Suchtrisiken im Glücksspiel gefährdet. Allerdings ist der Frauenanteil im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Mit Blick auf besonders gefährdete Altersgruppen liefert der Glücksspiel-Survey ein klares Ergebnis.
Das Glücksspielverhalten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren weitestgehend konstant geblieben, wie aus einer neuen Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen hervorgeht. Doch der Ergebnisbericht deutet auch auf einen neuen Trend hin. Denn zwar sind noch immer vorwiegend Männer von Suchtrisiken im Glücksspiel gefährdet. Doch der Frauenanteil ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen.
Der Anteil der Männer mit einer sogenannten glücksspielassoziierten Störung lag demnach bei 3,2 Prozent, der der Frauen bei 1,4 Prozent. 2021 wurde für Männer ein Wert von 3,5 Prozent ermittelt, während Frauen auf 1,1 Prozent kamen. Insgesamt nahmen Suchtrisiken im Glücksspiel in Deutschland jedoch kaum zu: Der Anteil der Menschen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren mit einer Störung lag bei 2,4 Prozent - nach 2,3 Prozent laut der Erhebung von 2021.
Mit Blick auf das Alter ist der Anteil glücksspielgestörter Spielerinnen und Spieler mit 4,9 Prozent unter den 18- bis 25-Jährigen am höchsten. Mit 0,8 Prozent fällt er unter den 56- bis 70-Jährigen vergleichsweise gering aus.
Automatenspiele und Livesportwetten besonders riskant
Das Risiko, glücksspielbedingte Probleme zu entwickeln, unterscheide sich je nach Art des Glücksspiels, erklärte Gerhard Mayer von der Universität Bremen bei der Vorstellung des sogenannten Glücksspiel-Surveys. Zu riskanten Spielformen gehörten jene mit einer hohen Ereignisfrequenz und einer kurzen Zeitspanne zwischen Einsatz und Spielergebnis, beispielsweise Automatenspiele oder Livesportwetten.
Laut der Umfrage kennen 6,7 Prozent aktuell mindestens einen Menschen, für den das Wetten oder Spielen um Geld zum Problem wurde. Mehr als ein Fünftel derjenigen, die jemanden mit Glücksspielproblemen im engeren sozialen Umfeld haben, berichtet von einer eigenen verminderten Leistungsfähigkeit. Etwa jeder vierte Angehörige leidet an Schlafproblemen.
"Glücksspielstörungen stellen nicht nur für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung der Lebensgestaltung und Lebensqualität dar", erklärte Mitautor Sven Buth vom ISD. Auch das soziale Umfeld sei oft selbst finanziellen und sozialen Belastungen ausgesetzt. Deshalb brauche es in Deutschland bessere, niedrigschwellige Hilfsangebote.
Lotto ist beliebteste Spielform
Knapp jeder Fünfte erwarb zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem dritten Quartal 2023 mindestens einmal einen Lottospielschein für 6 aus 49. Damit ist diese Spielform am beliebtesten. Dahinter folgen der Eurojackpot mit 13 Prozent, Rubbellose mit 7,6 Prozent und die Soziallotterie Aktion Mensch mit 7,3 Prozent. 6,9 Prozent nahmen an riskanten Glücksspielformen teil.
Zudem bestätigten die Ergebnisse, dass von Lotterien ein deutlich geringeres Gefährdungspotenzial ausgehe als von anderen Glücksspielformen, erklärte Axel Holthaus, Geschäftsführer von Lotto Niedersachsen. "Problemspielenden, die an mehreren Glücksspielarten teilnehmen, bundesweit gezielt zur Glücksspielsucht aufzuklären und mit Hilfsangeboten zu erreichen, ist für die Landeslotteriegesellschaften selbstverständlich", fügte Ait Stapelfeld vom DLTB hinzu.
Während sich die Zahlen im Vergleich zur Vorgängerumfrage aus dem Jahr 2021 nur wenig veränderten, gingen die Spielteilnahmen bei Sportwetten mit festen Quoten und Onlineautomatenspielen leicht zurück. Für den sogenannten Glücksspiel-Survey 2023 wurden 12.308 Menschen zwischen August und Oktober interviewt. Die Umfrage gilt als repräsentativ.
Quelle: ntv.de, apr/dpa