35 Stunden auf der Flucht Zugriff vor Göttinger Fast-Food-Restaurant
28.09.2019, 08:56 Uhr
Am Morgen danach gibt es am Ort des Zugriffs in Göttingen keinerlei Spuren des Einsatzes.
(Foto: dpa)
Tat und Fahndung halten Niedersachsen in Atem. Schließlich endet die Flucht des mutmaßlichen Mörders von Göttingen nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt. Der mehrfach vorbestrafte Mann soll seine Ex-Freundin erstochen haben.
Nach eineinhalb Tagen endet die Flucht vor einem Göttinger Schnellrestaurant: Nach einer Großfahndung setzt die Polizei den unter Mordverdacht stehenden Frank N. in der Stadt fest, in der er am Donnerstag erst eine Bekannte umgebracht und dann eine Passantin schwer verletzt hatte. Die Stunden danach haben das Land Niedersachsen in Atem gehalten. Mit einem Großaufgebot waren die Ermittler auf der Suche nach dem 52-Jährigen. Am Nachmittag wollen die Ermittler nun die Öffentlichkeit informieren.
Zeugen berichteten aus mehreren Städten, den Gesuchten gesehen zu haben. Im Bahnhof Elze bei Hildesheim war die Polizei dann am frühen Freitagmorgen kurz davor, Frank N. in einem Regionalzug zu stellen. "Es gab einen Hinweis vom Personal des Zuges auf den Gesuchten", sagte eine Sprecherin der zuständigen Polizeiinspektion Göttingen.
Die Bahnmitarbeiter hätten daraufhin die Fahrgäste unauffällig in einen anderen Wagen gebracht, wie der NDR einen Sprecher des Zug-Betreibers zitiert. Dann sperrten sie den 52-Jährige im Zugteil ein. Anschließend wurde der Zug mit 120 Reisenden gestoppt und von der Bundespolizei geräumt. Doch in buchstäblich letzter Minute gelang dem Mann die Flucht. Mit einem Notfall-Hammer schlug er die Scheibe eines Waggons ein und entkam. Der Zugverkehr auf der Trasse wurde für Stunden unterbrochen. Am späten Abend konnten die Ermittler dann endgültig zuschlagen. Gegen 23 Uhr endete die Flucht - gut drei Kilometer vom Tatort entfernt. Wieder hatten Passanten den Mann erkannt. Dieses Mal glückte der Zugriff. Laut Polizei Hildesheim widersetzte sich Frank N. der festnahme, wie die "Hildesheimer Zeitung" berichtet. Dabei verletzte er zwei Beamte.
Mehrfach bei Polizei angerufen
35 Stunden zuvor soll Frank N. bei einem Streit auf offener Straße in Göttingen eine Bekannte umgebracht und eine weitere Frau schwer verletzt haben. Laut "Bild"-Zeitung hatte er das Opfer zunächst niedergestochen und danach mit einem Feuerlöscher auf die Frau eingeschlagen. Anschließend übergoss er die 44-Jährige mit Benzin und zündet sie an. Sie starb noch an Ort und Stelle. Es soll sich um seine Ex-Freundin gehandelt haben. Die Polizei wollte zu diesen Details aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen. Eine zweite Frau wurde verletzt, als sie helfen wollte. Vom Tatort war der 52-Jährige zunächst auf einem Fahrrad mit Packtaschen geflohen.
In der Folge konzentrierte sich die Fahndung nach ihm auf die Gegend zwischen Göttingen und Hannover. Die Polizei war an mehreren Orten im Einsatz. Sie suchte öffentlich mit zwei Fotos nach dem mutmaßlichen Täter. Hundertschaften, Suchhunde und Hubschrauber waren im Einsatz. Die Bevölkerung wurde vor dem Gesuchten gewarnt, der mutmaßlich immer noch bewaffnet sei.
Auf der Flucht meldete sich der Gesuchte einige Male bei der Polizei. Mehrfach fragte er Passanten dafür nach deren Handys. Zwischenzeitlich hieß, es, er habe sich bei einem Anwalt in Hannover gemeldet. Am Abend hatte die Polizei den Göttinger Bahnhof sperren lassen. Mehrere Fernzüge wurden umgeleitet.
Bereits in der Vergangenheit war Frank N. wegen mehrerer Gewaltdelikte verurteilt worden. Bereits als Heranwachsender wurde er laut NDR zweimal wegen Vergewaltigung zu Jugendstrafen verurteilt. Im Alter von 27 Jahren erhielt er eine sechsjährige Freiheitsstrafe, ebenfalls wegen Vergewaltigung. 2001 war er aus dem Gefängnis entlassen worden.
Quelle: ntv.de, mit dpa