Panorama

Mini-Chance auf weiße WeihnachtZum Fest wird's in Deutschland wieder kühler

16.12.2015, 15:46 Uhr
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So richtig Stimmung will nicht aufkommen beim Besuch des Weihnachtsmarkts in diesen Tagen. (Foto: picture alliance / dpa)

"Dreaming of a White Christmas" - es bleibt dieses Jahr vermutlich beim Träumen. n-tv Meteorologe Björn Alexander kennt die Langzeitmodelle und sagt: "Wir gehen von keiner durchgreifenden Wetteränderung aus."

"Dreaming of a White Christmas" - es bleibt dieses Jahr vermutlich beim Träumen. n-tv Meteorologe Björn Alexander kennt die Langzeitmodelle und sagt: "Wir gehen von keiner durchgreifenden Wetteränderung aus."

n-tv.de: Björn, nächste Woche ist Weihnachten. Gibt es noch ein Quäntchen Hoffnung auf Schnee zum Fest?

Björn Alexander: Zumindest gibt es noch eine Minichance auf etwas kühleres Wetter. Das Wettermodell der Kollegen vom britischen Wetterdienst zeigt nach dem 22. Dezember eine spürbare Abkühlung. Das ist aber ein sehr zartes Pflänzchen – und selbst das hat eigentlich keine Chance, zu wachsen. Wir gehen nämlich auch über Weihnachten hinaus von keiner durchgreifenden Änderung aus.

Was heißt das konkret? Wird es denn wenigstens auf den Bergen die "weiße Weihnacht" geben?

Die Grenze zwischen weiß und grün liegt in den Alpen etwa bei 1500 Metern. Alles, was darunter liegt, wird vorerst höchstwahrscheinlich schneelos bleiben. Das betrifft eben auch unsere Mittelgebirge - also Kahler Asten, Brocken, Fichtelberg oder Feldberg. Am Großen Arber/Bayrischer Wald liegen immerhin noch 16 Zentimeter. Aber auch für diese dünne Schneedecke wird es knapp.

Woher kommt denn die ganze Wärme?

Zum x-ten Mal seit Ende Oktober strömt jetzt extrem warme, fast tropische Luft von südlich der Kanaren zu uns nach Mitteleuropa. Damit wackeln im Westen und Norden die Temperaturrekorde für Mitte Dezember, die im Bereich von 16 oder 17 Grad liegen, im Norden bei 11 bis 14 Grad. Da die Luft anfangs auch feucht ist, lösen sich mit dem Regen eben auch die letzten Schneereste unterhalb von 1500 bis 1700 Metern in Wasser auf.

Wie viel zu warm ist es denn momentan?

In den letzten Wochen waren es immer mal wieder 5 bis 10 Grad über den Durchschnittswerten. Somit war ja auch schon der November der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (etwa 3,5 Grad zu warm). Und auch der Dezember hat momentan eine positive Abweichung von fast 5 Grad gegenüber dem Durchschnitts-Dezember.

Extreme Wärme, schneefreies Weihnachten: Ist diese grüne Weihnacht jetzt schon eine Folge des Klimawandels?

Gerade beim Klima gilt das Sprichwort: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Also: Ein einzelnes Ereignis lässt da keine Aussage zu. Und im Übrigen hat es so etwas auch schon in der weiteren Vergangenheit gegeben - rein statistisch etwa alle 20 bis 30 Jahre einmal. Wenn man allerdings die letzten 10 Jahre betrachtet, dann stellt man fest: seit dem Winter 2006/2007 ist dieser Winter jetzt bereits der dritte, an dem es Schnee zum Fest nur auf den höchsten Bergen gab. Das ist also schon eine eindeutige Häufung, die auch statistisch durchaus Relevanz hat und für den Klimawandel und das Zusammenwirken eines starken El Niños in diesem Jahr spricht.

Bekommen wir in diesem Winter denn überhaupt noch Frost und Schnee?

Januar und Februar, die eigentlich Wintermonate, kommen ja erst noch. Und auch im März kann durchaus sehr kalt werden - zuletzt im März 2013, der über 3 Grad zu kalt ausgefallen ist. Weiterhin befinden wir uns ja eben in einem starken El-Niño-Jahr. Und El-Niño-Winter bei uns kommen in der Regel erst hinten raus so richtig in Schwung. Also heißt es: abwarten. Größere Kaltluftvorkommen befinden sich momentan über Grönland und über Russland. Es braucht jetzt einfach nur die Umstellung der Großwetterlage, damit auch Winterfreunde hierzulande Freude haben.

Wie sind denn die kurzfristigen Aussichten zum vierten Adventswochenende?

Am Freitag überqueren von Nordwesten Richtung Südosten noch einige Schauer. Davor ist es anfangs noch freundlicher. Und auch dahinter werden die Auflockerungen später wieder häufiger. Dazu häufig 7 bis 14 Grad. Und auch der Start ins Wochenende bringt uns eine ähnliche Temperaturspanne. Dabei wird der Samstag im Süden abseits der teils zähen Nebelfelder sonnig. Auch in der Landesmitte gibt’s bei trockenem Wetter einige Aufhellungen. Im Norden fällt gebietsweise etwas Regen.

Wohin zeigen die Wettermodelle am Sonntag?

Verbreitet geht es trocken und wieder etwas milder durch den vierten Advent. Die Sonne hat's zwar nicht immer leicht gegen Wolkenreste oder Nebelfelder. Für viele von uns sollte es aber im Tagesverlauf freundlich werden. Die Temperaturen erreichen dabei zwischen 6 Grad im Nebel und 16 Grad im Rheinland. Frühlingsfeeling statt Winterstimmung. Die einen wird’s freuen, die anderen werden es bedauern. Fest steht aber: die Heizkosten sind in diesem Winter so niedrig wie selten zuvor.

Quelle: ntv.de

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