"Existenzielle Notwendigkeit" 2000 Wissenschaftler alarmiert wegen EU-Klimaziel 2040
21.10.2025, 15:07 Uhr Artikel anhören
Dampfschwaden am Kohlekraftwerk Niederaußem.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Mehr als 2000 europäische Forscher warnen: Die EU könnte sich beim Klimaziel 2040 von der Wissenschaft entfernen. Ein ehrgeiziger Plan sei "eine existenzielle Notwendigkeit".
In der Debatte über ein Klimaziel der EU für 2040 verschaffen sich mehr als 2000 europäische Wissenschaftler Gehör - darunter auch knapp 50 aus Deutschland. "Die politische Diskussion bewegt sich von den wissenschaftlichen Erkenntnissen weg", heißt es in einem offenen Brief an die europäischen Staats- und Regierungschefs.
Bislang gibt es EU-Klimaschutzziele für 2030 und 2050. Laut EU-Klimagesetz muss auch ein Ziel für 2040 festgelegt werden. Die EU-Kommission legte Anfang Juli den Vorschlag vor, die Emissionen in den nächsten 15 Jahren um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Ein Teil soll durch international anerkannte Klimazertifikate kompensiert werden dürfen.
Der Vorschlag braucht noch die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments, in mehreren Staaten regt sich jedoch deutlicher Widerstand gegen das Ziel. Bei einem Treffen in Brüssel an diesem Donnerstag wollen die EU-Staats- und Regierungschefs darüber diskutieren.
"An der Wissenschaft festhalten"
"Vor dem EU-Gipfel rufen wir die Entscheider dazu auf, an der Wissenschaft und am Pariser Klimaabkommen festzuhalten", schreiben die Forscher der verschiedensten Universitäten und Institutionen. Das Klimaziel der EU sei ohnehin überfällig. Bei der anstehenden Weltklimakonferenz im November in Brasilien müsse die EU einen verlässlichen Plan mitbringen und als starker und konstruktiver Player im Klimaschutz auftreten.
Das vorgeschlagene 90-Prozent-Ziel sei "nicht nur eine politische Entscheidung, sondern eine existenzielle Notwendigkeit, um Europas Zukunft zu sichern und das Leben der Menschen zu schützen angesichts des zunehmend hohen Risikos, kritische Kipppunkte zu überschreiten". Zudem biete ein solches Ziel bei richtiger Umsetzung auch wirtschaftliche Chancen - etwa deutlich günstigere Stromrechnungen, neue Jobs und Einsparungen für fossile Importe im Milliardenbereich.
Bundesumweltminister Carsten Schneider erwartet, dass sich Bundeskanzler Friedrich Merz bei dem EU-Gipfeltreffen dafür einsetzt, die Emissionen bis 2040 um mindestens 90 Prozent zu senken. "Deutschland hat sich festgelegt, nicht nur im Koalitionsvertrag, sondern auch durch unsere nationalen Gesetze", sagte der SPD-Politiker bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Luxemburg. Man unterstütze den Kommissionsvorschlag und halte ihn für gut vereinbar "mit unseren Ambitionen, aber eben auch in der Verbindung zwischen Ökonomie und Ökologie".
Quelle: ntv.de, ghö/dpa