Pflicht sei "Vermummungsgebot" Ärztepräsident zweifelt an Masken-Nutzen
22.10.2020, 13:41 Uhr
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, ist von den Alltagsmasken nicht überzeugt.
(Foto: picture alliance/dpa)
An sehr vielen Orten herrscht mittlerweile Maskenpflicht. Der Chef der Bundesärztekammer, Reinhardt, glaubt jedoch nicht an deren Nutzen - weder zum Selbstschutz noch zum Schutz anderer. Für SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach ist Reinhardts Äußerung "unentschuldbar" - und ein Rücktrittsgrund.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, zweifelt am Nutzen von Alltagsmasken bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Er sei von den Alltagsmasken nicht überzeugt, "weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind", sagte er in ZDF-Talkshow "Markus Lanz" vom Mittwochabend. "Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken."
Im Zusammenhang mit der Maskenpflicht sprach der Mediziner an einer Stelle von einem "Vermummungsgebot".
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bezeichnete das in einem Tweet als "unentschuldbar" für den "ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär". "Aus meiner Sicht ein Rücktrittsgrund, wenn er das nicht sofort zurücknimmt", schrieb er.
Masken im Freien?
Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt das Tragen von Alltagsmasken in bestimmten Situationen als Baustein, um Risikogruppen zu schützen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu reduzieren. Reinhardt sagte, er glaube, dass man den Mund-Nasen-Schutz tragen könne, wo man den Abstand nicht wahren könne, etwa im öffentlichen Nahverkehr oder in Räumlichkeiten, wo man notwendigerweise eng beieinander sei.
Zum Tragen an der frischen Luft sagte er: "Ich glaube, dass das wenig bringen wird." An einigen Orten wurde die Maskenpflicht auch auf viel frequentierten öffentlichen Straßen und Plätzen angeordnet, an denen es nicht genug Raum zum Abstandhalten für alle gibt.
Menschen nicht zu viel Angst machen
Anfang der Woche hatte Reinhardt im Deutschlandfunk gesagt, er sehe die aktuelle Lage der Corona-Pandemie nicht ganz so ernst wie Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Mit steigenden Infektionszahlen sei zu rechnen gewesen. Man dürfe keine Entwarnung geben, "aber man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen". Er befürchte einen Abstumpfungsprozess, sodass einige Menschen Warnungen nicht mehr ernst nehmen könnten.
"Ich glaube, dass diese Vorstellung, dass man dieses Virus ganz vertreiben kann, eine irrige ist. Wir müssen lernen, mit einer Zunahme der Infektionszahlen umzugehen und zu leben", so Reinhardt.
Quelle: ntv.de, abe/dpa/DJ