50.000 Menschen auf der Flucht Assad greift Wiege der Revolte an
26.06.2018, 20:40 Uhr
Das staatliche syrische Fernsehen zeigt Bilder von den Angriffen.
(Foto: REUTERS)
Der Süden Syriens um die Stadt Daraa ist eine Hochburg der Rebellen. Nach langem Stillstand an dieser Front, startet die syrische Armee nun eine Offensive. Damit könnte der Ausgangspunkt des Aufstands gegen Assad bald wieder unter dessen Kontrolle fallen.
Die syrische Armee hat nach Angaben von Staatsmedien mit einer Offensive auf die Rebellenhochburg Daraa im Süden des Bürgerkriegslandes begonnen. Artillerie und Luftangriffe bereiteten den Vormarsch der Truppen auf den Südosten der Stadt vor, meldete die staatliche syrische Agentur Sana. Ziel sei es, die Verbindung zwischen Daraa und dem Nachbarland Jordanien zu kappen. Auch ein Aktivist aus der Stadt meldete Beschuss und Kämpfe.
Wegen der heftigen Kämpfe in der Region sind bereits Zehntausende auf der Flucht. 50.000 Menschen seien in der gleichnamigen Provinz vor Bombardierungen geflohen, teilte das UN-Welternährungsprogramm WFP mit. Es zitierte einen Flüchtling, der berichtete, die Menschen schliefen unter freiem Himmel, in Schulen oder Moscheen. "Wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können", sagte er demnach.
Hochburg der Rebellen
Die Stadt Daraa war einer der ersten Orte, in dem im Frühjahr 2011 Proteste gegen Syriens Regierung ausbrachen. Sicherheitskräfte gingen damals mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. Daraa wird teilweise von Rebellen beherrscht. Die Region um die Stadt gehört zu den letzten Gebieten Syriens unter Kontrolle von Regierungsgegnern. Bereits vor einer Woche hatte die Armee mit Angriffen im Umland der Stadt begonnen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seitdem fast 40 Zivilisten getötet.
Moskau als Verbündeter der syrischen Regierung, die USA und Jordanien hatten sich im Juli 2017 auf eine sogenannte Deeskalationszone in der Provinz Daraa geeinigt. Syriens Machthaber Baschar al-Assad drohte jedoch, das Gebiet zurückzuerobern, sollte es keine politische Einigung geben. Eine solche zeichnet sich nicht ab. Am Wochenende hatten russische Jets Aktivisten zufolge erstmals seit rund einem Jahr wieder Luftangriffe auf die Provinz Daraa geflogen.
Trotz der neuen Offensive will Jordanien keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen. "Unsere Grenzen werden geschlossen bleiben und die UN können die Bevölkerung in ihrem Land unterstützen", erklärte Außenminister Aiman Safadi auf Twitter. Das Königreich hat dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge mehr als 650.000 Flüchtlinge aufgenommen, eine schwere Last für das rohstoffarme Land.
Israel greift erneut ein
Israels Luftwaffe griff unterdessen in der Nacht erneut ein Waffenlager der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah an, wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte. Staatsmedien meldeten, zwei Raketen seien nahe dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Damaskus eingeschlagen.
Israel hat bereits mehrfach Ziele in Syrien angegriffen. Die Bombardierungen richten sich Beobachtern zufolge gegen iranische Truppen und anderen regierungstreue Kräfte, die von Teheran unterstützt werden. Israel befürchtet, iranische Truppen könnten bis an seine Grenze vorrücken, sollte die Regierung den Süden Syriens vollständig erobern.
Quelle: ntv.de, kst/dpa