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"Historisches" Abkommen Äthiopien und Somalia begraben Streit um Zugang zum Meer

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In der Türkei vermittelte Präsident Erdogan das Abkommen zwischen Somalis Staatschef Mohamud (r.) und dem äthiopischen Premier Ahmed (l.).

In der Türkei vermittelte Präsident Erdogan das Abkommen zwischen Somalis Staatschef Mohamud (r.) und dem äthiopischen Premier Ahmed (l.).

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Äthiopien hat keinen Zugang zum Meer. Mit einer abtrünnigen Provinz des Nachbarn Somalia schließt das Land ein Abkommen zur Nutzung eines Küstenstreifens. Somalia protestiert. Unter türkischer Vermittlung gibt es nun eine Vereinbarung. Die beteiligten Seiten geizen nicht mit Superlativen.

Die beiden afrikanischen Länder Somalia und Äthiopien haben in mehrstündigen Verhandlungen ein Abkommen geschlossen, mit dessen Hilfe ein fast ein Jahr währender Territorialstreit beigelegt werden soll. Der Vermittler Türkei bezeichnete die Vereinbarung als "historisch", der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, sprach von einem "bedeutenden Akt" und rief beide Länder auf, die getroffene Vereinbarung schnell in die Tat umzusetzen. Bei X erklärte Mahamat, es sei dringend notwendig, die beschlossenen Maßnahmen nun "unverzüglich umzusetzen". Welche Vereinbarungen konkret getroffen worden waren, ließ er offen.

Ausgang des Streits war eine Anfang Januar getroffene Übereinkunft zwischen Äthiopien und der zu Somalia gehörenden autonomen Region Somaliland, die Addis Abeba für 50 Jahre die Nutzung eines 20 Kilometer langen Küstenstreifens am Golf von Aden ermöglichen würde. Äthiopien hatte 1993 mit der Unabhängigkeit Eritreas den Zugang zum Meer verloren und will an der Küste unter anderem einen Marinestützpunkt und einen Handelshafen errichten.

Das ostafrikanische Somalia, zu dem Somaliland völkerrechtlich gehört, sah durch die Absprache seine Souveränität und territoriale Integrität verletzt und bat die internationale Gemeinschaft um Unterstützung. Somaliland hatte sich 1991 für unabhängig erklärt, was jedoch von der Regierung in Somalia und auch international nicht anerkannt wird.

Türkei ist wichtiger Waffenlieferant

Zur Beilegung des Streits waren Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed und der somalische Präsident Hassan Sheikh Mohamud am Vortag zu einer dritten Gesprächsrunde nach Ankara gereist. Medienberichten zufolge dauerten die Gespräche acht Stunden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach im Anschluss von einem "historischen Abkommen", von dem er hoffe, dass es "der erste Schritt zu einem Neubeginn auf der Grundlage von Frieden und Zusammenarbeit" sein werde. Erdogan sagte, er gehe davon aus, dass Somalia Äthiopien nun "die notwendige Unterstützung für den Zugang zum Meer bieten wird".

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Laut dem Abkommenstext vereinbarten Äthiopien und Somalia, "Meinungsverschiedenheiten und strittige Fragen hinter sich zu lassen und in Zusammenarbeit entschlossen auf gemeinsamen Wohlstand hinzuarbeiten". Beide Länder kamen überein, bei Handelsvereinbarungen und bilateralen Abkommen eng zusammenzuarbeiten, um Äthiopiens "zuverlässigen, sicheren und nachhaltigen Zugang" zum Meer "unter der souveränen Autorität" Somalias zu gewährleisten. Zu diesem Zwecke würden die Staaten bis spätestens Ende Februar technische Gespräche aufnehmen, die innerhalb von vier Monaten abgeschlossen werden sollen.

Die Türkei pflegt bereits enge Beziehungen zu mehreren afrikanischen Ländern. Ankara ist der viertwichtigste Waffenlieferant für die südlich der Sahara gelegenen Staaten und unterstützt die Armeen vieler afrikanischer Länder bei der Ausbildung von Soldaten.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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