"Um Russland zu diskreditieren" Schoigu wirft Ukraine Atombomben-Pläne vor
24.10.2022, 11:38 Uhr
"Unkontrollierte Eskalation in der Ukraine": Der russische Verteidigungsminister Schoigu und Präsident Putin.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP)
Mit dem Überfall auf die Ukraine hat sich Russland international ins Abseits gestellt. Um Moskau noch weiter zu diskreditieren, soll die Ukraine den Einsatz einer radioaktiven Bombe auf eigenem Boden planen. Diese Vorwürfe lanciert der an der Front glücklose Verteidigungsminister Schoigu.
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Schoigu habe "seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer 'schmutzigen Bombe' übermittelt", teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Als "schmutzige Bombe" werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.
Laut dem russischen Verteidigungsministerium spitzt sich die Lage in der Ukraine immer stärker in Richtung einer "unkontrollierten Eskalation" zu. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti behauptete, dass Kiew die Fertigstellung einer kleinen taktischen Atombombe faktisch abgeschlossen habe und bereit sei, diese auf eigenem Boden zu zünden, "um eine starke antirussische Kampagne zu starten, die das Vertrauen zu Moskau untergraben soll".
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine läuft seit Monaten nicht so, wie von Moskau geplant. Der Vormarsch geriet zunächst ins Stocken, inzwischen sind die russischen Einheiten sogar teilweise in die Defensive geraten. Vor diesem Hintergrund mehren sich Spekulationen um einen möglichen russischen Einsatz taktischer Atomwaffen gegen das Nachbarland. Moskau bestreitet derartige Absichten.
Staudamm in Cherson vermint
Seit Tagen befürchtet die Ukraine einen russischen Anschlag auf den Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka im Süden des Landes. Demnach hat Russland den Staudamm bereits vermint, um mit einer Flutwelle eine ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor einer "Katastrophe großen Ausmaßes". Im Falle eines Dammbruchs seien hunderttausende Menschen am Fluss Dnipro in Gefahr. Auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja könnte durch eine unterbrochene Wasserversorgung beeinträchtigt werden.
Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka liegt am Dnipro in der Region Cherson, die derzeit von russischen Truppen kontrolliert wird und von Moskau annektiert wurde. Die Ukraine kommt nach eigenen Angeben mit ihrer Gegenoffensive in der südlichen Region voran und meldete zuletzt die Rückeroberung von 88 Städten und Dörfern.
Quelle: ntv.de, mau/dpa