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"Wie können Sie damit leben?" Australische Moderatorin grillt russischen Botschafter im TV

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Alexej Pawlowsky zeigte sich im Laufe des Interviews erbost über die Richtigstellungen von Sarah Ferguson.

(Foto: ABC News)

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Mediale Auftritte von kremltreuen Politikern sind ein schwieriges Unterfangen, da sie den Angriffskrieg leugnen, Verbrechen beschönigen oder Propaganda verbreiten. Die gut vorbereitete Journalistin Sarah Ferguson weiß das - und treibt den russischen Botschafter in einem Interview in die Enge.

Diesen Auftritt hatte sich der russische Botschafter in Australien, Alexej Pawlowsky, mit Sicherheit anders vorgestellt. Der treue Staatsdiener war zu Gast bei der ABC-Moderatorin Sarah Ferguson und verteidigte dort folgsam seinen Chef Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Und das im gewohnten "Spezialoperation"-Sprech der russischen Führung. Die gut vorbereitete Journalistin ließ dem Diplomaten dessen Propaganda jedoch mehrfach nicht durchgehen - und stellte ihn ungewöhnlich klar zur Rede.

"Sie sind hier in Australien und genießen die Vorteile einer freien und offenen Gesellschaft. Wie können Sie damit leben, wenn Sie das repressive, diktatorische Putin-Regime repräsentieren?", fragte Ferguson am Beginn des Gesprächs. Als der Botschafter lachte, hakte die Moderatorin nach: "Sie finden es lustig?" Seine Antwort: "Was ich lustig finde, ist Ihre Art, ein Interview zu beginnen." Es sei eine ziemlich direkte Frage, sagte Ferguson, woraufhin der Botschafter erwiderte: "Zu direkt."

Auf Fergusons Frage, warum Russland Tausende ukrainische Zivilisten getötet habe, antwortete der Botschafter nicht direkt. Da Pawlowsky immer wieder das Wort "Spezialoperation" verwendete, korrigierte Ferguson ihn mehrfach mit dem Begriff "Krieg". Das sorgte irgendwann für dicke Luft im Studio: "Sie müssen das nicht jedes Mal wiederholen", erwiderte der verärgerte Russe, der seine Heimat nicht als Diktatur wahrgenommen haben will und in dem Interview zeitweise etwas hilflos wirkte. Auch seine Auslassungen dazu, dass die Ukraine kein souveräner Staat sei, korrigierte die Journalistin.

Australier sollen "Gehirnwäsche" bekommen haben

Pawlowsky soll laut der Moderatorin zudem vor einiger Zeit behauptet haben, die Menschen in Australien hätten eine "Gehirnwäsche" bekommen und würden deswegen die Ukrainer in ihrem Kampf gegen Russland unterstützen. Als Ferguson dem Botschafter erklärte, dass der Angriffskrieg gegen die Ukraine eine kriminelle Handlung sei und man keiner Gehirnwäsche unterzogen sein müsse, um das zu verstehen, erhielt sie wieder keine Antwort von Pawlowsky, der stattdessen auswich.

Australien gehörte im Ukraine-Konflikt schon früh zu den Unterstützern der Verteidiger und lieferte wenige Wochen nach dem Angriff 20 Truppentransporter vom Typ "Bushmaster" nach Osteuropa. Präsident Selenskyj hatte das australische Parlament zuvor konkret um eine Lieferung der gepanzerten Fahrzeuge gebeten.

Quelle: ntv.de, rog

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