Ein Toter an Bord Banksy-Rettungsschiff fordert Hilfe an
29.08.2020, 08:24 Uhr
Die "Louise Michel".
(Foto: HANDOUT via REUTERS)
Mehr als 200 Flüchtlinge befinden sich an Bord des vom Künstler Banksy gestifteten Rettungsschiffs "Louise Michel". Mehrere weisen Verbrennungen auf, ein Mensch ist ums Leben gekommen. Die Besatzung sendet einen Notruf aus.
Das von dem britischen Streetart-Künstler Banksy gestiftete Rettungsschiff "Louise Michel" hat nach seiner zweiten Rettungsaktion auf dem Mittelmeer einen Notruf abgegeben. "Wir brauchen dringend Hilfe", twitterte die Besatzung der "Louise Michel" in der Nacht. Es gebe einen Toten auf dem Schiff.
Nach einer ersten Rettungsaktion am Donnerstag habe das Schiff am Freitag 130 weitere Flüchtlinge von einem sinkenden Schlauchboot gerettet. Neben dem Todesopfer gebe es mehrere Flüchtlinge mit Verbrennungen durch Benzin. Die Menschen seien tagelang auf See gewesen. Neben der zehnköpfigen Crew seien 219 Flüchtlinge an Bord der "Louise Michel". Nach Angaben der Website Marine Traffic befand sich die unter deutscher Flagge fahrende "Louise Michel" am frühen Samstagmorgen rund 90 Kilometer südöstlich der italienischen Insel Lampedusa.
Das Schiff war unter strengster Geheimhaltung gechartert worden. Der für seine Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik bekannte Banksy hat das Schiff unter anderem mit dem Graffiti eines Mädchens in Rettungsweste dekoriert, das einen pinken Rettungsring in Herzform hält. Benannt ist die "Louise Michel" nach einer französischen Anarchistin aus dem 19. Jahrhundert.
Millionenerlös aus Kunstwerk
Erst vor einem Monat hatte Banksy ein Kunstwerk zur Flüchtlingskrise versteigern lassen. Die mehr als 2,2 Millionen Pfund (fast 2,5 Millionen Euro) gehen an eine Klinik im Westjordanland, um dort ein Zentrum für akute Schlaganfälle aufzubauen. Zudem sollen Hilfsmittel für die Rehabilitation von Kindern beschafft werden.
Das Werk besteht aus drei Ölgemälden: Zu sehen ist auf dem sogenannten Triptychon eine Mittelmeer-Küste mit angespülten Rettungswesten von Flüchtlingen. Banksys Identität gibt nach wie vor Rätsel auf. Bekannt ist, dass er aus Bristol im Südwesten Englands stammt und Ende der 90er Jahre nach London kam. Einen Namen machte er sich mit gesellschaftskritischen und meist kontroversen Motiven, die oft überraschend auftauchen. Er thematisierte zum Beispiel auch Obdachlosigkeit, Konsumverhalten und die Corona-Krise.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa