Personalkarussel in Athen Chefunterhändler Tsakalotos folgt Varoufakis
06.07.2015, 17:38 Uhr
Der neue Mann im griechischen Finanzamt: Manche halten Tsakalotos für radikaler, andere für gemäßigter als Varoufakis.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Die griechischen Banken bleiben auch in den nächsten Tagen geschlossen. Neuer Finanzminister wird Euklides Tsakalotos. Er hat bereits Erfahrung als Athens Chefunterhändler in den Gesprächen mit den Kreditgebern.
Die griechischen Banken sollen offenbar für mindestens zwei Tage bis Mittwochabend geschlossen bleiben. Wie zwei Regierungsvertreter sagten, wird die Regierung im Laufe des Tages ein Dekret beschließen, das die Zwangsschließung der Geldhäuser verlängert. Bankenvertreter sollen im Laufe des Tages vom Finanzminister über die Verlängerung der Bankenschließungen informiert werden.
Der Nachfolger im griechischen Finanzamt steht fest: Es übernimmt Euklides Tsakalotos. Dies erklärte das Präsidialamt in Athen. Tsakalotos war zuletzt Chefunterhändler in den Gesprächen mit den Gläubigern und löst damit Yanis Varoufakis ab, der kurz zuvor zurückgetreten war. Der 55-jährige Syriza-Politiker werde noch am Montagabend vereidigt, teilte die griechische Präsidentschaft in Athen mit. Bei den Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern aus Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds über die griechischen Schulden hatte der Wirtschaftsprofessor zuletzt als "Koordinator" fungiert.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte dem Nachfolger Varoufakis' schwierige Zeiten vorausgesagt. Wer immer das werde, er werde in der "nicht einfachen" Situation sein, mit seinen Kollegen aus den anderen Euro-Länder eine Lösung im Schuldenstreit zu finden. Schäuble setzt darauf, dass der griechische Minister am Dienstag seinen Kollegen aus den anderen Euro-Ländern neue Vorschläge vorlegt. Noch könne er dazu aber nichts sagen. "Wir können einen Vorschlag nicht kommentieren, den wir nicht kennen, den wir (...) nicht bekommen haben", sagte er.
Varoufakis hatte als Grund für seinen Rücktritt genannt, dass er den Weg freimachen wolle für eine Verhandlungslösung mit der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). In den praktischen Verhandlungen mit den Geldgebern spielte Varoufakis schon seit Monaten keine entscheidende Rolle mehr. Er hatte vor allem mit heftigen Angriffen auf die Gläubiger von sich reden gemacht und diesen noch am Samstag "Terrorismus" und "Erpressung" vorgeworfen.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/rts