Statement der RAF-Verdächtigen Daniela Klette sieht sich als Opfer von "Denunziation"
15.08.2024, 16:06 Uhr Artikel anhören
Daniela Klette wurde im Februar festgenommen und sitzt jetzt in Untersuchungshaft im niedersächsischen Vechta.
(Foto: picture alliance/dpa)
"Sechs Monate nach ihrer Festnahme veröffentlicht die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette ein Statement zu den Vorwürfen, die gegen sie erhoben werden. Von Reue ist im Schreiben keine Rede. Vielmehr beklagt die 65-Jährige die staatliche "Denunziation" und "Medienhetze".
Die seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzende RAF-Verdächtige Daniela Klette hat sich erstmals zu den Vorwürfen geäußert, die Ermittler gegen sie erheben. In einem persönlichen Statement, das der "Süddeutschen Zeitung" nach eigenen Angaben vorliegt, bestreitet sie, Mordversuche begangen zu haben und spricht von staatlicher "Denunziation" und "Medienhetze" gegen sich und ihre einstigen RAF-Genossen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. Ermittler in Niedersachsen werfen ihnen vor, zwischen 1999 und 2016 insgesamt acht schwer bewaffnete Raubüberfälle begangen zu haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.
"Die Staatsanwaltschaft Verden konstruiert eine Geschichte, nach der ich sowie Volker Staub und Burkhard Garweg, nach denen weiterhin mit maßlosem Aufwand und begleitet von dreister Medienhetze gefahndet wird, eine skrupellose Bande gewesen sein sollen." So beginnt das Statement Klettes, das aus insgesamt fünf Sätzen besteht. "26 Jahre nach Auflösung der RAF setzt der Staat weiter auf Eskalation und Denunziation. Sie behaupten, wir wären bereit gewesen für Geldbeschaffung, fürs Überleben in der Illegalität, Menschen zu töten. Für Menschen aus der Geschichte der revolutionären Linken in der BRD wäre dies niemals in Frage gekommen", behauptet Daniela Klette.
"Beim Kampf um Befreiung geht es um eine Welt ohne Gier nach Geld"
Die Staatsanwaltschaft in Verden wirft der 65-Jährigen vor, dass sie selbst einmal eine Panzerfaust getragen habe bei einem der Überfälle – und allen drei Tätern klar gewesen sei, dass man zur Not auch Tote in Kauf nehmen würde. Daniela Klette schreibt dazu: "Im Gegenteil: Beim Kampf um Befreiung geht es doch gerade auch um eine Welt ohne Gier nach Geld, frei von Ausbeutung und jeglicher Unterdrückung."
Während die Staatsanwaltschaft ihr vorwirft, die vergangenen 26 Jahre – das heißt, die Zeit seit der Selbstauflösung der RAF im Jahr 1998 – mit rein eigennütziger Beschaffungskriminalität zugebracht zu haben, hält Klette demnach an einem Selbstbild als Aktivistin fest. Von Reue ist nirgends die Rede. Auch Mitgefühl mit den Menschen, die bei den Raubüberfällen angegriffen wurden, sucht man in Klettes Zeilen vergeblich.
Anwälte: Keine DNA von Klette an Raub-Tatorten
Die Anwälte Klettes haben laut dem Bericht das Gericht darauf hingewiesen, dass die DNA-Spuren, auf die sich die niedersächsischen Ermittler bei ihren Vorwürfen gegen Klette vor allem stützen, äußerst schwach seien. So sei an keinem der Raub-Tatorte DNA von Klette gefunden worden. Lediglich in den Fluchtfahrzeugen sei dies teils der Fall. Bei einem der Raubüberfälle, im Jahr 2006 in Bochum-Wattenscheid, gebe es aber nicht einmal dies.
Daniela Klette sitzt derzeit in Untersuchungshaft im Frauengefängnis im niedersächsischen Vechta. Mit einem Beginn des Prozesses gegen sie wegen der Raubüberfälle wird im kommenden Frühjahr gerechnet.
Quelle: ntv.de, uzh