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Krisen, auf die niemand schaut "Der Klimawandel ist ein großer Treiber der Not"

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Der Süden Afrikas in der Morgensonne - die zehn Krisen, die von der Weltgemeinschaft am wenigsten wahrgenommen werden, liegen alle auf dem Kontinent.

Der Süden Afrikas in der Morgensonne - die zehn Krisen, die von der Weltgemeinschaft am wenigsten wahrgenommen werden, liegen alle auf dem Kontinent.

(Foto: IMAGO/YAY Images)

Durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten erhalten andere Krisen kaum Aufmerksamkeit und finanzielle Hilfe. Doch die Dürren und Sturzfluten des Klimawandels machen die Not in vielen Ländern noch größer.

Verheerende Waldbrände und anhaltende Dürren, Überschwemmungen und Sturzfluten - kaum ein Land leidet so stark unter extremen Wettereignissen durch den Klimawandel wie Angola. Das Extremwetter zerstört überall im südwestafrikanischen Land die Ernten. Viele Menschen hungern. Insgesamt benötigen in Angola rund 7,3 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Doch was hat man in Deutschland im vergangenen Jahr aus Angola gehört? Vermutlich wenig.

273 Mal mehr Artikel über das iPhone 15

Das bestätigt auch eine Auswertung der Hilfsorganisation Care unter den weltweiten humanitären Krisen, die mehr als eine Million Menschen betreffen. Care analysierte von Januar bis September 2023 fünf Millionen Online-Artikel in fünf verschiedenen Sprachen. Nur in etwas mehr als 1000 wurde über die Krise in Angola berichtet. Zum Vergleich: Über das iPhone 15 gab es im gleichen Zeitraum mehr als 273.000 Artikel.

Auch die anderen neun Staaten in der Liste der vergessenen Krisen liegen auf dem afrikanischen Kontinent. "Sehr häufig sind klimatische Veränderungen ein ganz großer Treiber der Not. Manchmal haben wir auch noch Konflikte", sagt Karl-Otto Zentel, Geschäftsführer von Care Deutschland.

Im Falle Angolas sind die Folgen des jahrelangen Bürgerkrieges noch immer zu spüren. Es zählt zu den am stärksten verminten Ländern der Welt. Bisher wurden mehr als 85.000 Menschen durch explodierende Landminen verletzt und viele Tausende getötet, schreibt Care im Bericht. Viele Menschen flüchten aus den verminten ländlichen Regionen in die überfüllten Städte.

Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten werden für die Menschen in Ländern wie Angola gleich mehrfach zum Verhängnis. Erstens, weil sie politische und mediale Aufmerksamkeit fast vollständig auf sich ziehen, zweitens, weil dadurch auch Hilfsgelder aus anderen krisengebeutelten Ländern abgezogen werden und die weltweite Inflation anzieht. 2022 lag die Inflationsrate in Angola bei mehr als 21 Prozent. Das ohnehin knappe Essen können sich so immer weniger Menschen leisten.

Ukraine war noch 2021 selbst vergessene Krise

"Das Wissen über Krisen ist eine Voraussetzung, damit auch Unterstützung generiert wird", sagt Zentel. Noch 2021 lag die Ukraine, die heute so im Fokus steht, im Ranking der vergessenen Krisen selbst auf Platz 2.

Sorge bereiten Care wie anderen Hilfsorganisation nun auch die Haushaltseinsparungen der Bundesregierung. Die Mittel für humanitäre Hilfe sollen nach aktuellem Stand um 18 Prozent gekürzt werden. "Das steht in völligem Widerspruch zum Bedarf, der global herrscht, und ist für die Menschen, über die wir gerade in diesem Bericht auch sprechen, keine gute Nachricht", so Zentel. Ohne Geld und Aufmerksamkeit werden die humanitären Krisen wie in Angola wohl vergessen bleiben.

Quelle: ntv.de

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