Katar und der Korruptionssumpf EU-Fraktionen wollen Visa-Verhandlungen einfrieren
10.12.2022, 18:50 Uhr
EU-Mitgliedsländer hatten grundsätzlich befürwortet, dass sich Katarer bis zu 90 Tage ohne Visum in der EU aufhalten dürfen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Eigentlich wollte die EU in Kürze Verhandlungen über Visa-Erleichterungen für Katar beginnen. Doch nach massiven Korruptionsvorwürfen rücken mehrere Fraktionen im EU-Parlament von dem Plan ab. Erst müsse Klarheit herrschen, "inwieweit katarisches Geld geflossen ist".
Nach der Festnahme der EU-Vizeparlamentspräsidentin Eva Kaili wegen Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit dem WM-Gastgeberland Katar wollen mehrere Fraktionen im EU-Parlament geplante Verhandlungen über Visa-Erleichterungen für Bürger des Golfemirats aussetzen. "Wir von den Grünen sind dagegen, dass Katar in der aktuellen Situation eine Visa-Erleichterung bekommt", sagte der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt.
Am Freitag hatte die Polizei in Brüssel insgesamt fünf Menschen im Zusammenhang mit den Korruptionsermittlungen festgenommen. Unter ihnen ist Kaili sowie deren im Europaparlament tätiger Lebensgefährte.
Am Montag sollte im EU-Parlament formell der Beginn von Verhandlungen zwischen Parlament und den Mitgliedstaaten über Visa-Erleichterungen für Katar und Kuwait bekannt gegeben werden. Der zuständige Ausschuss im Parlament sowie die Mitgliedsländer hatten sich bereits grundsätzlich dafür ausgesprochen, dass Bürger aus Katar und Kuwait sich bis zu 90 Tage ohne Visum in der EU aufhalten dürfen.
Marquardt, der im Parlament für den Gesetzentwurf federführend zuständig ist, erklärte, den Start der Verhandlungen und damit mögliche Visa-Erleichterungen aussetzen zu wollen, bis mehr Informationen über den Korruptionsvorwurf bekannt sind. "Man muss sicherstellen, dass es keine Beeinflussung von Abgeordneten oder Angestellten auf den Textentwurf des EU-Parlaments zu Visa-Erleichterungen für Katar gab", sagte Marquardt.
Skepsis auch bei Linksfraktion und Sozialdemokraten
Auch die Linksfraktion und die Sozialdemokraten forderten spätere Verhandlungen. "Solange keine Klarheit herrscht, inwieweit katarisches Geld geflossen ist, darf es keine Visa-Erleichterungen für Katar geben", sagte der Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion im EU-Parlament, Martin Schirdewan.
Die Fraktion der Sozialdemokraten hatte am Freitag in einer Pressemitteilung eine "Aussetzung von Arbeiten an allen Dossiers und Plenarabstimmungen bezüglich der Golfstaaten, besonders Visa-Erleichterung und geplante Besuche" gefordert.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP