Katharina Dröge im Frühstart "Entweder ist Merz zu eitel, um sich zu entschuldigen, oder er meinte es so"
21.10.2025, 11:04 Uhr Artikel anhören
Bundeskanzler Friedrich Merz habe seine "Stadtbild"-Aussage weder erklärt noch sich dafür entschuldigt, kritisiert Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge. Man müsse daher davon ausgehen, "dass er es genauso gemeint hat, wie er es gesagt hat. Und das ist schlimm."
Seit Tagen läuft eine Diskussion um die "Stadtbild"-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz. Im Frühstart von ntv kritisierte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge nicht nur die Aussage, sondern auch Merz' Umgang damit: "Dass ein Bundeskanzler in so einem Moment nicht sagt: 'Es tut mir leid, das habe ich so nicht gemeint. Ich wollte nicht Millionen von Menschen in Deutschland verletzen', sondern dass er noch weiter nachlegt, dass er es noch schlimmer macht, indem er sagt: 'Ich habe nichts zurückzunehmen', das zeigt: Friedrich Merz ist entweder zu eitel, um einfach einmal Entschuldigung zu sagen, oder er meint es wirklich so, wie es verstanden wurde."
So zu reden, sei diskriminierend, das sollte ein Bundeskanzler nicht tun, sagte Dröge. Eine Entschuldigung sei daher überfällig. "Das ist ein Riesenproblem, dass er so spaltet und nicht in der Lage ist, sein Land zusammenzuführen."
"Man muss davon ausgehen, dass er es so gemeint hat"
Vor einer Woche hatte Merz bei einem Auftritt in Potsdam gesagt, seine Bundesregierung habe bei der Migration die Zahlen im Jahresvergleich "um 60 Prozent nach unten gebracht". Dann folgte der Satz: "Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem. Und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen."
Am Montag beharrte er in einer Pressekonferenz darauf, er habe "gar nichts zurückzunehmen", im Gegenteil: "Wir müssen daran etwas ändern und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern, und wir werden diese Politik fortsetzen." Als Erläuterung, was er denn damit meine, sagte er, wer Töchter habe, solle die fragen, "was ich gemeint haben könnte".
Wenn Merz über Asylpolitik und die Organisation von Rückführungen reden wolle, dann sollte er auch konkret darüber sprechen, sagte Dröge. Er sei aber eben anders verstanden worden und auch einer Aufforderung, seine Aussage klarzustellen, nicht nachgekommen. "Deswegen muss man ja davon ausgehen, dass er es genauso gemeint hat, wie er es gesagt hat. Und das ist schlimm."
Dröge gegen Grünen-Vorstoß zu einem Gesellschaftsjahr
Bei den Grünen gibt es unterdessen Streit um den Vorschlag eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres. Der Entwurf kommt vom Bundestagsabgeordneten und Verteidigungsexperten Niklas Wagener und wird von einigen prominenten Grünen unterstützt, im November soll ein Grünen-Parteitag darüber befinden.
Dröge lehnt den Vorschlag ab. "Ich bin davon überzeugt, dass junge Menschen sich für so etwas auch freiwillig entscheiden werden. Das haben sie in der Vergangenheit gezeigt", so die Fraktionsvorsitzende. "Meine Haltung ist immer: Ich möchte diese Freiwilligkeit unterstützen. Und ich möchte nicht mit einem Zwang die Leute zu etwas drängen."
In den letzten Jahren habe es die "absurde Situation" gegeben, dass Erwachsene sich über junge Menschen beklagt hätten, weil diese sich nicht einbringen wollten. Tatsächlich sei das Gegenteil eingetreten: "Junge Leute wollten einen Freiwilligendienst machen und es gab nicht genug Plätze, weil im Bundeshaushalt gespart wurde und nicht genug Geld zur Verfügung stand." Ihr Ansatz sei daher, "Engagement zu ermöglichen und auch besser zu unterstützen".
Quelle: ntv.de, cha