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Dominierende Figur in Nahost Experte: Mit Nasrallah stirbt möglicher Chamenei-Nachfolger

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Wie hier bei einer Beerdigung im Iran wird Hassan Nasrallah (l.) in einer Reihe mit Ajatollah Ali Chamenei (Mitte) und dem Gründer der Islamischen Republik Ajatollah Ruhollah Chomeini (r.) gesehen.

Wie hier bei einer Beerdigung im Iran wird Hassan Nasrallah (l.) in einer Reihe mit Ajatollah Ali Chamenei (Mitte) und dem Gründer der Islamischen Republik Ajatollah Ruhollah Chomeini (r.) gesehen.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Mit dem Tod Hassan Nasrallahs verliert nicht nur die Hisbollah ihren Chef. Nasrallah sei zudem eine der zentralen Figuren der sogenannten Achse des Widerstands gegen Israel gewesen - mit Perspektiven auf deren künftige geistige Führung.

Nahost-Experte Jannis Julien Grimm von der Freien Universität Berlin hat die Bedeutung des Tods von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hervorgehoben. "Nasrallahs Tod ist ein massiver Schlag der Israelis gegen die Hisbollah mit Auswirkungen weit über den Libanon hinaus", sagte der Konfliktforscher ntv.de.

Vor allem für das Machtgefüge im Iran, aber auch in der gesamten Region, habe seine Eliminierung Folgen: "Nasrallah war eine der dominierenden öffentlichen Figuren im gesamten Nahen Osten und für viele ein Identifikationspunkt - sowohl als Feindbild als auch für Allianzen", erläuterte Grimm. Nasrallah habe innerhalb der sogenannten Achse des Widerstands, der iranisch geführten Allianz aus Huthis, irakischen Milizen, Baschar al-Assad in Syrien, der Hisbollah und den iranischen Revolutionsgarden, über die letzten Jahre hinweg immer stärker eine Führungsposition eingenommen. Die Hisbollah sei als die einzige Kraft angesehen worden, die Israel etwas entgegensetzte, das machte Nasrallah innerhalb der Allianz besonders relevant.

Mit dem libanesischen Milizen-Chef starb laut Grimm ein möglicher spiritueller Nachfolger von Ayatollah Ali Chamenei für die Allianz. Wäre der betagte Chamenei abgetreten oder gestorben, "hätte die spirituelle Führung der 'Achse des Widerstands' in Nasrallahs Schoß fallen können, da es im Iran keine anderen charismatischen Personen gibt, die diese Rolle einnehmen könnten".

Die Hisbollah insgesamt sieht Grimm durch die Luftschläge Israels in den vergangenen Tagen zumindest vorübergehend geschwächt. "Militärisch ist die Hisbollah derzeit nicht so handlungsfähig wie in der Vergangenheit", sagte er ntv.de. Zwar habe Nasrallah nur den Oberbefehl über das Maß an Eskalation gegeben. "Die konkreten Operationen führten Kader der Hisbollah aus, von denen sehr viele in den letzten Wochen durch israelische Luftschläge getötet wurden." Über kurz oder lang würden laut Grimm jedoch andere nachrücken. "Die Hisbollah hat keinen Mangel an Nachwuchs."

Israel hatte am Morgen bekannt gegeben, bei einem Luftschlag auf das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut sei auch der 64-jährige Nasrallah getötet worden. Die Hisbollah bestätigte seinen Tod am Nachmittag und erklärte, "der Kampf geht weiter".

Quelle: ntv.de, fni/jog

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