Kein Generalverdacht, aber ... Faeser stellt klare Bedingung an muslimische Verbände
21.11.2023, 12:46 Uhr Artikel anhören
Auf der Islam-Konferenz ruft Faeser muslimische Verbände zur Einheit gegen Antisemitismus auf.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor der Islam-Konferenz fordert Innenministerin Faeser alle islamischen Verbände auf, sich klar gegen Antisemitismus zu positionieren. Der Zentralrat der Muslime hingegen kritisiert, nicht zur Konferenz eingeladen worden zu sein und warnt vor einer Marginalisierung von Muslimen.
Unmittelbar vor der Islam-Konferenz hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein Bekenntnis der muslimischen Verbände gegen Antisemitismus gefordert. "Ich erwarte von den muslimischen Verbänden, dass sie sich ganz klar äußern", sagte die SPD-Politikerin in der ARD. Hier wünsche man sich von einigen Verbänden mehr Deutlichkeit und mehr Klarheit.
Sie müssten den Überfall der radikal-islamischen Hamas auf Israel verurteilen und auch kein "Ja Aber" setzen. Zugleich betonte sie, dass niemand unter Generalverdacht gestellt werden solle. Es gehe nicht darum, dass Muslime nicht auf der Straße für die Opfer im Gazastreifen demonstrieren könnten. "Wir bekämpfen Islamisten, keine Muslime", betonte die Bundesinnenministerin.
Aber die muslimischen Verbände müssten sich klar distanzieren. Es sei sehr schwierig, überhaupt Partner für die Islam-Konferenz zu finden, weil es niemanden gebe, der die eine Vertretung für die Muslime in Deutschland sei. Weiter erklärte Faeser, dass Imame hier ausgebildet werden müssten und der islamische Religionsunterricht in Deutschland kontrolliert stattfinden müssen. "Das ändern wir jetzt, das ist zwingend", bekräftigte Faeser.
"Zentralrat der Muslime": Musline sind eingeschüchtert
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, warnte indes, im Kampf gegen Antisemitismus Gruppen wie Muslime nicht zu marginalisieren. "Ich mache mir große Sorgen über unsere Lage in unserem Land. Das Auseinanderdriften von Gruppen, die Sprachlosigkeit, auch Hass und die Bereitschaft, nicht einander zuzuhören, ist leider sehr groß geworden", sagte Mazyek im RBB-Inforadio.
"Viele Muslime sind in unserem Land verunsichert, haben Angst, sich überhaupt zu Wort zu melden, sie fühlen sich eingeschüchtert durch die Debatte", erklärte Mazyek vor einem Treffen der Deutschen Islam Konferenz. Der Zentralrat der Muslime war zu der vom Bundesinnenministerium initiierten Tagung nach seinen Worten nicht eingeladen worden. Er kenne den Grund dafür nicht, aber das sei auch angesichts der aktuellen Situation nicht entscheidend. "Wir brauchen den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir brauchen den ganz klaren Schulterschluss."
Auf die Frage, ob er sich von Faesers Forderungen angesprochen fühle, antwortete Mazyek: "Eigentlich sind wir genau an diesem Weg, dass wir das umsetzen und tun." Der Zentralrat der Muslime engagiere sich im Kampf gegen Antisemitismus und arbeite seit vielen Jahren mit Gruppen, auch mit muslimischen Gruppen zusammen, indem man Gedenkstätten besuche.
Quelle: ntv.de, gri/dpa/rts