Vor Townhall-Meeting in Iowa Fox-News-"Maulwurf" soll Trump Interviewfragen durchgestochen haben
09.01.2025, 12:49 Uhr Artikel anhören
Trump soll im Interview mit Fox News einen großen Vorteil gehabt haben.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bevor Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen siegen konnte, musste er sich parteiintern durchsetzen. Dabei halfen sicher auch zahlreiche Interviews. Bei einem soll Trump Schützenhilfe erhalten haben. Ein Maulwurf aus dem Sender Fox News soll seinem Team vorab die teils brisanten Fragen geschickt haben.
Auch wenn an der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump nicht mehr zu rütteln ist, sorgt ein bald erscheinendes Buch in den USA für einigen Sprengstoff. Denn darin behauptet Autor und "Politico"-Journalist Alex Isenstadt, dass Trump vor einem TV-Interview im Januar 2024 vorab Fragen zugespielt bekommen haben soll. Die sollen ausgerechnet aus dem Sender gekommen sein, der das Gespräch mit ihm führte: Fox News, berichtet CNN.
Vor einem Interview grob die Themen abzuklären, damit sich der Interviewte vorbereiten kann, ist Usus im Journalismus, schreibt Isenstadt in seinem Buch "Revenge: The Inside Story of Trump's Return to Power". Das zur Verfügungstellen konkreter Fragen hingegen nicht. Genau das geschah jedoch vor dem Townhall-Meeting am 11. Januar 2024 im US-Bundesstaat Iowa. Das war Bestandteil des Wahlkampfes innerhalb der republikanischen Partei. Aus dem ging Trump am Ende als klarer Sieger hervor.
Isenstadt berichtet, dass etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung ein Mitglied des Trump-Teams Bilder aller Fragen, inklusive geplanter Anschlussfragen, erhalten haben soll. Trump sei zwar mit ihnen unzufrieden gewesen, konnte sich so aber auf einige einstellen und sich mit seinem Team entsprechend vorbereiten.
Isenstadt stützt sich bei seiner Enthüllung auf mehr als 300 Interviews, die er selbst führte, berichtet CNN. Dazu kämen zahlreiche Memos, Notizen und sonstige Aufzeichnungen. Im Juni 2023 begleitete er zudem Trump an Bord seines Flugzeugs.
Trump unzufrieden mit Fragen und Fragestellern
In früheren Jahren wurde Trump eine tiefe Verbindung zum Sender Fox News nachgesagt. Der ließ ihn oft zu Wort kommen, ging ihn selten hart an, schoss stattdessen scharf gegen die Demokraten und fuhr seinerseits gerade in den Abendsendungen einen politisch rechten Kurs. Allerdings sollten in Iowa mit Martha MacCallum und Bret Maier nun zwei Journalisten des Senders Fragen an Trump stellen, die eine härtere Gangart gegenüber dem Republikaner pflegten. Das behagte Trumps Team nicht. Sie rieten ihm von einer Teilnahme ab. Er sagte dennoch zu und erhielt offenbar Schützenhilfe.
So konnte er sich unter anderem auf besonders pikante Fragen vorbereiten: etwa, ob er seine Beteiligungen an Unternehmen aufgeben würde, wenn er US-Präsident ist. Oder ob er sich von politischer Gewalt distanzieren würde. Trump wird vorgeworfen, die Menge, die im Januar 2021 das US-Kapitol stürmte, aufgewiegelt zu haben. Seinerzeit kamen fünf Menschen ums Leben. Ähnlich verhält es sich mit der Frage, ob Trump - das hat er vielfach angedeutet - Vergeltung an politischen Gegnern üben würde, sollte er wieder ins Weiße Haus einziehen. Damit wollten MacCallum und Maier ihn unter Druck setzen, schreibt Isenstadt. Das wurde durch den Leak der Fragen weitgehend torpediert. Autor Isenstadt erklärte, dass er dies von mehreren Personen erfahren habe, die mit dem Vorgang vertraut seien und in die er volles Vertrauen habe.
Fox News will Vorwürfe prüfen
Ein Fox-News-Sprecher sagte CNN zufolge, dass man die Vorwürfe sehr ernst nehme. Allerdings würden Belege Isenstadts fehlen. Der Sender wolle die Bilder der Fragen sehen. Dennoch wolle der Sender selbst prüfen, wie es zu dem möglichen Leck kommen konnte.
Der künftige Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, wies die Anschuldigungen zurück. Pauschal erklärte er, Trump sei der "zugänglichste und transparenteste Kandidat in der amerikanischen Geschichte". Deshalb habe er auch in historischer Weise gewonnen.
Der von Isenstadt geschilderte Tabubruch wäre allerdings keiner. Denn bereits zuvor arbeitete eine Fox-Journalistin ungebührlich mit Trump zusammen - und wäre beinahe dafür belohnt worden. Auch diesen Fall schildert Isenstadt. Demnach habe Fox-Business-Moderatorin Maria Bartiromo sein Team vor einem Interview nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2020 ebenfalls vorab über Fragen informiert, die sie Trump stellen werde. 2022 berichtete CNN, dass Bartiromo Nachrichten an Trumps damaligen Stabschef Marc Meadows geschickt hätte. Die Nachrichten wurden im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Kapitolsturms aufgedeckt.
Trump wollte Fox-News-Journalistin als Vize
Und Trump wollte Bartiromo offenbar belohnen. Denn nach Schilderungen Isenstadts war sie seine Wunschkandidatin für die Position der Vizepräsidentin. Er kannte sie nicht nur von besagtem Interview aus dem November 2021, sondern von zahlreichen Gesprächen rund um Softballspiele des Republikaners. Trump versuchte vehement sie durchzusetzen, lobte etwa ihren Umgang mit Großspendern an der Wall Street, scheiterte letztlich jedoch am Widerstand seines Teams.
Sie hätte nicht mehr so gründlich überprüft werden können, wie es bei den anderen Kandidaten für den Vize-Präsidenten geschehen sei, soll Stabschefin Susie Wiles erklärt haben. Kommunikationsdirektor Cheung sagte seinerseits zur späteren Entscheidung für JD Vance: "Der designierte Vizepräsident Vance war die perfekte Wahl als Präsident Trumps Kandidat. Es gibt niemanden, der ein besserer und stärkerer Verfechter der 'America-First'-Agenda ist, und er wird auch in den kommenden Jahren ein Führer der Bewegung sein."
Quelle: ntv.de, als