"Historische Einigung" G7-Staaten wollen Kohleausstieg bis 2035
29.04.2024, 22:08 Uhr Artikel anhören
Das Kohlekraftwerk Boxberg in der sächsischen Lausitz soll eigentlich noch bis ins Jahr 2038 laufen. Dieser Zeitraum könnte sich verkürzen.
(Foto: picture alliance / photothek)
Die Umweltminister der G7-Staaten verständigen sich bei einem Treffen in Turin offenbar auf einen Zeitraum für den Ausstieg aus der Kohle. Dieser solle in der "ersten Hälfte der 2030er-Jahre erfolgen", erklärt ein britischer Staatssekretär.
Die Umwelt-, Klimaschutz- und Energieminister der G7-Staaten haben sich nach Angaben des britischen Staatssekretärs für Atomkraft und Erneuerbare Energien, Andrew Bowie, auf einen Kohleausstieg in der "ersten Hälfte der 2030er Jahre" geeinigt. Es handle sich um eine "historische Einigung", sagte Bowie dem US-Fernsehsender CNBC am Rande des Treffens der G7-Minister im norditalienischen Turin.
Auch in europäischen Delegationskreisen wurde eine Verpflichtung der G7-Staaten zur Abschaltung der Kohlekraftwerke in der ersten Hälfte der 2030er erwartet. Demnach sieht ein Beschlussentwurf vor, die "bestehende Kohleverstromung ohne CO2-Abscheidung in unseren Energiesystemen in der ersten Hälfte der 2030er Jahre oder innerhalb eines Zeitrahmens, der mit der Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius vereinbar ist, im Einklang mit den Netto-Null-Pfaden der Länder auslaufen zu lassen". Für Deutschland nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke an dem G7-Ministertreffen teil.
Ein verbindliches Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung gilt Beobachtern als wichtiger Schritt für den globalen Klimaschutz. Unter den G7-Staaten spricht sich Frankreich für einen Ausstieg bereits im Jahr 2030 aus - während etwa Japan, das seinen Strombedarf zu einem Drittel aus Kohlekraft deckt, ein festes Ausstiegsdatum ablehnt. In Deutschland sieht die derzeitige Gesetzeslage einen Ausstieg bis 2038 vor.
UN-Klimasekretär Simon Stiell forderte die G7-Staaten erneut auf, ihr politisches und wirtschaftliches Gewicht und ihre technologischen Möglichkeiten für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in die Waagschale zu werfen. Er höre in Foren wie dem G7-Energieministertreffen oft, dass die Industriestaaten nicht zu schnell voranschreiten könnten, um nicht den Verhandlungsergebnissen auf UN-Ebene vorzugreifen, sagte er. Es sei aber "völliger Unsinn zu behaupten, dass die G7 nicht den Weg zu ehrgeizigeren Klimaschutzmaßnahmen weisen können - oder sollten".
Die G7-Staaten stehen für 38 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und sind nach Zahlen aus dem Jahr 2021 für 21 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlichen. Zur G7-Gruppe wichtiger Industrieländer zählen die USA, Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan. Italien hat derzeit den Vorsitz inne.
Quelle: ntv.de, lme/AFP