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Sinwar und Deif in Khan Junes? Hamas-Chefs sollen nach Süd-Gaza geflohen sein

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Hamas-Führer Jihia al-Sinwar steht seit dem 7. Oktober ganz oben auf der Abschussliste Israels.

Hamas-Führer Jihia al-Sinwar steht seit dem 7. Oktober ganz oben auf der Abschussliste Israels.

(Foto: picture alliance/dpa)

Es mehren sich die Hinweise, dass die israelische Armee sich dem Süden des Gazastreifens zuwendet. Ein Grund: Zwei hochrangige Terrorchefs der Hamas seien in die Großstadt Khan Junes geflohen. Flugblätter rufen Zivilisten zur Flucht auf.

Die Führungsspitze der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas ist nach israelischen Informationen aus der Stadt Gaza in den Süden des Gazastreifens geflohen. Der israelische TV-Sender Kan berichtet, Israel gehe davon aus, dass die Hamas-Führer Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif während des Kriegs in den Süden entkommen seien. Sie würden dort im Bereich der Stadt Khan Junes vermutet, wo Sinwar geboren ist. Der Sender nannte allerdings keine Quelle für diese Information. Sinwar ist der Chef der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen, Deif Kommandeur des bewaffneten Hamas-Arms, der Kassam-Brigaden. Beide stehen seit dem Massaker am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet ganz oben auf der Abschussliste Israels.

In einem Interview mit Euronews sagte der ehemalige israelische Premierminister Ehud Olmert, dass sich das eigentliche Hauptquartier der Hamas-Führung in Khan Junes befinde. "Khan Junes, das im südlichen Teil des Gazastreifens liegt, ist das eigentliche Hauptquartier der Hamas", sagte Olmert. "Dort haben sie die Führung, sie verstecken sich, sie haben die Bunker, sie haben die Kommandopositionen, sie haben die Abschussrampen." Auf den Einwand, das Hamas-Hauptquartier solle doch unter der Al-Shifa-Klinik im Norden des Gazastreifens gewesen sein, entgegnete Olmert: Man hätte dort Waffen gesehen, aber nicht die Anführer der Hamas. "Hätten Sie mich vor zwei Wochen gefragt, hätte ich Ihnen gesagt, dass das Zentrum tatsächlich in Khan Junes liegt."

Generalstab kündigt Ausweitung des Einsatzes an

Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte am Donnerstag eine Ausweitung der Einsätze im Gazastreifen angekündigt. "Wir sind kurz davor, das militärische System im nördlichen Gazastreifen zu zerschlagen (...) wir werden in anderen Gebieten weitermachen", sagte Halevi laut Mitteilung bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen. "Es bleibt zwar noch einiges zu tun, aber wir sind auf dem besten Weg."

Kommandeure der islamistischen Hamas müssten "systematisch" ausgeschaltet und Infrastruktur zerstört werden. Dazu würden "immer mehr Regionen ins Visier" genommen. Bislang konzentrierten sich Israels Bodentruppen in den vergangenen Wochen auf den nördlichen Teil des Gazastreifens. Experten gehen aber von einer möglichen Ausweitung der Einsätze auch im Süden aus. Dort kommt es bereits immer wieder zu Luftangriffen.

Flugblätter rufen Zivilisten in Südgaza zur Flucht auf

In der Nacht auf Donnerstag hatte die israelische Luftwaffe Flugblätter im südlichen Gazastreifen abgeworfen, in denen die Anwohner dazu aufgefordert werden, sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen und Schutzräume aufzusuchen. Betroffen von der Aktion waren offenbar Teile der Stadt Khan Junes. Beobachter werteten dies als deutlichen Hinweis auf ein möglicherweise bevorstehendes Bombardement oder einen größeren Militäreinsatz.

Khan Junes liegt 20 Kilometer südlich des Wadi-Gaza-Tals und damit weit außerhalb der von Israel ausgerufenen Evakuierungszone. In der größten Stadt im südlichen Gazastreifen haben Zehntausende Palästinenser, die auf israelische Aufforderungen hin den Norden verlassen haben, Zuflucht gesucht.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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