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Israel: Psychologischer Terror Hamas spricht von getöteten Geiseln

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Israelis jubeln einem Militärhubschrauber zu, der eine der befreiten Geiseln ins Sheba-Krankenhaus bringt.

Israelis jubeln einem Militärhubschrauber zu, der eine der befreiten Geiseln ins Sheba-Krankenhaus bringt.

(Foto: AP)

Die Befreiung von vier der noch rund 120 in Gaza vermuteten Geiseln löst in Israel Begeisterung aus. Angaben der Hamas, dass dabei nicht mehr als 200 Palästinenser, sondern auch "mehrere" israelische Geiseln getötet wurden, bezeichnet Israels Armee als "psychologischen Terror".

Nach Darstellung des militärischen Arms der Hamas sollen bei der Rettung von vier aus Israel entführten Menschen auch einige Geiseln ums Leben gekommen sein. Das sagte der Sprecher der Al-Kassam-Brigaden Abu Obeida in einer Mitteilung bei Telegram-Kanal. Ein israelischer Militärsprecher, Armee teilte dazu auf Anfrage mit, die Hamas setze psychologischen Terror ein, um ihre Ziele zu erreichen. "Dementsprechend sollten ihre Aussagen mit begrenzter Verbindlichkeit betrachtet werden."

Israelische Spezialeinheiten hatten am Vormittag Armeeangaben zufolge vier Geiseln aus zwei Wohngebäuden in Nusreirat im Zentrum des Küstengebiets befreit. Sie wurden demnach von der Hamas festgehalten. Bei den heftigen Kämpfen kamen viele Palästinenser und israelischen Angaben zufolge ein am Einsatz beteiligter Polizist ums Leben. Während unter anderem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von einem "Massaker" sprach, wurde die Geiselbefreiung in Israel als großer Erfolg gefeiert. Politiker, Angehörige der Geiseln und Medien lobten den "heldenhaften" und "nahezu perfekten" Einsatz der Sicherheitskräfte.

Für die Regierung und die Armeeführung ist die Geiselbefreiung ein wichtiger Erfolg. Regierungschef Benjamin Netanjahu steht ebenso wie die Militärspitze in der Kritik, da nach inzwischen acht Monaten Krieg mit zehntausenden Opfern im Gazastreifen keines der Kriegsziele in greifbarer Nähe scheint. Die Hamas ist immer noch in der Lage im Gazastreifen Widerstand zu leisten und Raketen auf Israel abzuschießen. Vor allem befinden sich noch rund 120 Geiseln in der Hand der Terroristen, viele von ihnen wahrscheinlich tot. Von außen wächst der Druck auf Israel, die humanitäre Katastrophe in Gaza zu beenden. Sollte sich herausstellen, dass die Befreiungsaktion keineswegs "nahezu perfekt" ablief und eine oder mehrere Geiseln dabei ums Leben kamen, wäre dies ein schwerer Rückschlag für Netanjahu.

Drohung gegen verbliebene Geiseln

Die Hamas hat auch in der Vergangenheit bereits nach israelischen Militäreinsätzen von angeblich getöteten Geiseln gesprochen. In vielen Fällen ist nicht zu überprüfen, wann und unter welchen Umständen die betroffenen Geiseln starben. Im Dezember hatten israelische Soldaten drei Geiseln erschossen, die ihren Entführern entkommen waren und auf Rettung durch die Armee gehofft hatten. Der Fall hatte für heftige Diskussionen in Israel über das Vorgehen des Militärs in Gaza gesorgt.

Anders als in bisherigen Fällen angeblich umgekommener Geiseln nannte Kassam-Sprecher Abu Obeida dieses Mal weder Namen noch die Zahl der Toten. Zudem sprach eine Drohung gegen die verbliebenen Geiseln aus. Die Befreiungsaktion werde eine "große Gefahr" für sie darstellen und "ihre Lage und ihr Leben negativ beeinflussen".

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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