Politik

Zugriff auf 60.000 Clinton-Mails Hat ein Tippfehler die US-Wahl beeinflusst?

Vom Sicherheitsleck bei den Demokraten profitierte Donald Trump im US-Wahlkampf nicht unbeträchtlich.

Vom Sicherheitsleck bei den Demokraten profitierte Donald Trump im US-Wahlkampf nicht unbeträchtlich.

(Foto: AP)

Der Unterschied zwischen den Wörtern "seriös" und "unseriös" beträgt gerade einmal zwei Buchstaben - zwischen der Bedeutung liegen indes Welten. Genau das machen sich offenbar russische Hacker zu Nutze.

Hat tatsächlich ein Tippfehler die US-Wahl beeinflusst? Das legt jedenfalls ein Bericht der "New York Times" nahe, die einen ehemaligen IT-Mitarbeiter aus dem Clinton-Stab zu Wort kommen lässt. Zwar gibt es durchaus Zweifel an der Darstellung des jungen IT-Spezialisten Charles Delavan; nichtsdestotrotz lässt sich anhand seiner Aussagen relativ gut rekonstruieren, wie sich mutmaßlich russische Hacker Zugriff auf 60.000 sensible Clinton-Mails verschafften. Darüber berichtet auch die "Süddeutsche Zeitung".

Demnach erhielt John Podesta, der Wahlkampfmanager von Hillary Clinton, im März eine E-Mail, die später in die US-Wahlkampfgeschichte eingehen dürfte. Der Wortlaut: "Hi John, jemand hat dein Passwort gestohlen" - das Ganze ist getarnt als Google-Benachrichtigung. In Wahrheit steckten dahinter wohl Hacker, die über einen Passwortwechsel an seine Daten kommen wollten. Wie die "New York Times" berichtet, tarnten die Hacker ihr Anliegen, indem sie kurzerhand behaupteten, jemand aus der Ukraine wolle sich in Podestas E-Mail-Account einloggen.

"An illegitimate E-Mail"

Das Team um Podesta wurde daraufhin misstrauisch und holte Rat bei der IT ein. Daraufhin folgte offenbar eine der größten Pannen der jüngeren US-Wahlkampfgeschichte. Laut eigener Aussage gab IT-Spezialist Delavan Entwarnung - allerdings versehentlich. Der "New York Times" sagte er, er habe schreiben wollen, es handele sich um eine unseriöse E-Mail (englisch: "an illegitimate E-Mail"). Stattdessen vertippte er sich und schrieb nach eigener Darstellung, die E-Mail sei seriös ("legitimate").

Podestas Mitarbeiter glaubten daraufhin, es handele sich um eine echte Google-Benachrichtigung und änderten das Passwort. Sie ermöglichten den Hackern damit Zugriff auf 60.000 sensible Clinton-Mails - ein Leak, das Clinton im Wahlkampf immer wieder in Bedrängnis brachte.

Nicht nur in den USA entwickelte sich nun eine Debatte darüber, wie glaubhaft die Darstellung des IT-Mitarbeiters Delavan ist. Ob er sich tatsächlich vertippt oder in Wirklichkeit einen Cyberangriff übersehen hat und sich im Nachhinein schützen will, wird wohl nicht zweifelsfrei zu klären sein. Unbestritten ist indes, dass die Demokraten mit veralteten Anti-Viren- und Anti-Phishing-Programmen operierten. Auch das FBI soll trotz des Wissens um die Gefahr, die von russischen Hackern ausging, nicht eindringlich genug gewarnt haben.

Quelle: ntv.de, jgu

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