WHO schlägt Alarm Hilfen erreichen Nord-Gaza seit fast zwei Wochen nicht
08.01.2024, 09:44 Uhr Artikel anhören
Die Weltgesundheitsorganisation will Krankenhäuser in Nord-Gaza mit Hilfsgütern beliefern.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Die Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens sind laut WHO "ernsthaft unterbesetzt". Luftangriffe und unterbrochene Kommunikation erschweren zudem Hilfslieferungen. Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor dramatischen Folgen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist nach eigenen Angaben im laufenden Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas seit zwölf Tagen nicht mehr in den Norden des Gazastreifens gelangt. Eine geplante Mission zum Krankenhaus Al-Awda sei zum vierten Mal abgesagt worden, weil die Sicherheit nicht gewährleistet gewesen sei, teilte die WHO auf der Plattform X mit. Schwere Bombardierungen, nur eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten und unterbrochene Kommunikation hätten es "nahezu unmöglich" gemacht, medizinische Hilfsgüter in den isolierten Küstenstreifen und vor allem in dessen Norden zu liefern.
Die Krankenhäuser seien ernsthaft unterbesetzt, weil das medizinische Personal nach den Evakuierungsaufrufen geflohen sei, teilte die UN-Organisation mit. Nach dem blutigen Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober an der Grenze zu Israel ging die israelische Armee im Norden mit einer Bodenoffensive gegen die Kämpfer vor.
Ein sicherer und ungehinderter Zugang zum Norden des Gazastreifens sei dringend nötig, forderte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. "Weitere Verzögerungen werden zu mehr Toten und Leid für zu viele Menschen führen", schrieb er.
Israel meldet "Demontierung" von Hamas-Infrastruktur
Das israelische Militär hatte am Wochenende die militärische Struktur der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens als demontiert gemeldet. Sprecher Daniel Hagari sagte, die Hamas habe vor Kriegsbeginn vor drei Monaten im Norden des Küstenstreifens über zwei Brigaden mit zwölf Regimentern verfügt. "Insgesamt waren es etwa 14.000 Terroristen", sagte Hagari. Es seien seitdem zahlreiche Kommandeure getötet sowie Waffen und Munition zerstört worden. Die Soldaten hätten unterirdische Tunnel gefunden und demoliert.
Allein im Flüchtlingsviertel Dschabalia im Nordabschnitt des Gazastreifen seien acht Kilometer unterirdischer Tunnel sowie 40 Eingänge gefunden worden, sagte Hagari. In dem Bereich funktioniere die Hamas nicht mehr auf organisierte Weise. "Es gibt in Dschabalia immer noch Terroristen, aber jetzt agieren sie ohne Rahmen und ohne Kommandeure." Er erwarte aber weiter sporadische Raketenangriffe auf Israel aus diesem Bereich.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/AFP