"Die Bestrafung wird kommen" Hisbollah-Chef: Israel hat "alle roten Linien überschritten"
19.09.2024, 19:31 Uhr Artikel anhören
Im Libanon verfolgten die Menschen die Rede vor Nasrallah vor den Fernsehgeräten.
(Foto: REUTERS)
Im Libanon explodieren zahlreiche Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah. Der Chef der Miliz macht Israel dafür verantwortlich und kündigt Vergeltung an. Die Betrafung werde kommen, prophezeit Nasrallah.
Nach der Explosion hunderter Kommunikationsgeräte der pro-iranischen Hisbollah im Libanon hat der Chef der schiitischen Organisation einen "schweren Schlag" gegen seine Miliz eingeräumt. Bei seinem ersten Auftritt seit den Angriffen mit 37 Todesopfern und mehr als 2900 Verletzten warf Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel in einer live übertragenen Fernsehansprache versuchten "Völkermord" und ein "Massaker" vor.
"Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5000 Menschen zu töten", sagte der Generalsekretär. "Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich", sagte er. Israel habe "alle roten Linien überschritten". Der Vorfall sei "in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos", so Nasrallah. Zudem kündigte er Vergeltung an: "Die Bestrafung wird kommen". Wann, wo und wie werde man sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei.
Israelische Kampfflugzeuge über Beirut
Nasrallah betonte, die Angriffe an der libanesisch-israelischen Grenze würden nicht eingestellt, solange der Krieg im Gazastreifen nicht beendet werde. Der Hisbollah sei bewusst, dass Israel technologisch überlegen sei - "insbesondere weil es von den USA und dem Westen unterstützt wird." Während der Rede flogen israelische Kampfflugzeuge im Tiefflug über die Hauptstadt Beirut und durchbrachen die Schallmauer. Im südlichen Vorort Beiruts berichteten Augenzeugen von Scheinangriffen israelischer Flugzeuge.
Eine Rückkehr israelischer Zivilisten in die Grenzregion zum Libanon wolle er verhindern, sagte Nasrallah. Dies werde nicht durch eine militärische Eskalation erreicht werden. Er hoffe, Israel werde versuchen, in den Süden des Libanon einzudringen, denn dies stelle eine historische Chance für die Hisbollah dar. Die Kampfbereitschaft der Miliz sei erhöht worden, teilte er mit. Die Anschläge hätten die Befehlsstrukturen der Organisation nicht beschädigt. Auch die Infrastruktur sei intakt.
Im Libanon waren am Mittwoch hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte explodiert, nachdem bereits am Tag zuvor hunderte Funkempfänger, sogenannte Pager, von Hisbollah-Mitgliedern explodiert waren. Gesundheitsminister Firass Abiad zufolge wurden bei der ersten Explosions-Welle zwölf Menschen getötet, bei der zweiten Welle am Mittwoch starben demnach 25 Menschen. Unter den Toten vom Mittwoch sollen mindestens 20 Hisbollah-Mitglieder sein.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP/rts