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Verspricht ID zu vereinen Höcke-Vertrauter soll AfD in der EU führen

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Spitzenkandidat Aust (r.) gemeinsam mit AfD-Spitze Weidel und Chrupalla. Der Höcke-Vertraute soll die Delegation in der EU leiten.

Spitzenkandidat Aust (r.) gemeinsam mit AfD-Spitze Weidel und Chrupalla. Der Höcke-Vertraute soll die Delegation in der EU leiten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nachdem seine beiden Listenvorgänger durch Spionage- und Russlandpropaganda-Skandale den Ruf der AfD auch innerhalb der Rechtsfraktion ID zerstören, soll René Aust die EU-Delegation leiten und die "Beziehungspause" mit den europäischen Rechten beenden. Er gilt als enger Vertrauter von Björn Höcke.

Von Platz drei auf der Liste womöglich an die Spitze der AfD in Europa: Der thüringische Landtagsabgeordnete René Aust will die neue, deutlich gewachsene Delegation der deutschen Rechtspopulisten im EU-Parlament leiten. Der 37-Jährige hatte in der Wahlliste hinter Maximilian Krah und Petr Bystron kandidiert - beide manövrierten sich aber in den Wochen vor der Wahl mit diversen Affären ins Aus und kommen wohl für den Spitzenposten nicht mehr infrage.

Die AfD hatte am Sonntag mit 15,9 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Europawahl geholt und wird mit 15 Abgeordneten im neuen EU-Parlament vertreten sein - das sind vier mehr als bislang. Aust, der eigenen Angaben zufolge elf Jahre lang SPD-Mitglied war, dürfte Favorit für den Leitungsposten sein. Er gilt als enger Vertrauter des thüringischen AfD-Landeschefs Björn Höcke. Drei Jahre nach seinem SPD-Austritt schloss sich Aust 2017 der AfD an, er wurde Pressereferent im Fraktionsbüro Höckes im Erfurter Landtag.

2019 kandidierte Aust schließlich selbst bei der Landtagswahl für den Wahlkreis Schmalkalden-Meiningen II, holte gleich mit 24,2 Prozent der Erststimmen das Direktmandat und ist seither europapolitischer Sprecher in der von Höcke geleiteten Fraktion. Zudem leitet er den Kreisverband Südthüringen, eine Hochburg der AfD.

Neue Vorzeigeperson, keine öffentlichen Skandale

1987 im nordrhein-westfälischen Lüdinghausen zwischen Ruhrgebiet und Münsterland geboren, schloss er zunächst die höhere Handelsschule ab. Anschließend fing er an zu studieren, unterbrach allerdings sein Studium und lebte zwischenzeitlich im Ausland. Schließlich wechselte er sein Fach und graduierte 2016 mit einem Master in Geografie.

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Skurrile Auftritte oder aufsehenerregende Affären wie zuletzt Krah und Bystron verzeichnete Aust bisher nicht. Dafür eine Laufbahn, die nicht immer geradeaus nach oben ging. Aust macht daraus keinen Hehl, er betont es sogar deutlich - zum Beispiel, dass er sein Studium ohne BAföG mit diversen Nebenjobs auf der Baustelle, im Baumarkt und als Müllmann finanzierte.

"Die Lebenserfahrungen in vielen unterschiedlichen Bereichen außerhalb der Welt des Hörsaals waren wichtig. Es musste oft unter Druck improvisiert werden, weil nicht immer alles klappte", unterstreicht Aust. "Es ist kein glatt verlaufendes Leben, sondern ein Leben mit Brüchen, eine Geschichte von Scheitern und hart erkämpften Erfolgen", schreibt er auf seiner Homepage.

Verspricht "Beziehungspause" mit der ID zu beenden

Improvisationstalent wird Aust auch im EU-Parlament brauchen. Nach dem Ausschluss aus der Rechtsaußen-Fraktion ID dürften komplizierte Gespräche mit potenziellen Partnern anstehen. Aust selbst geht davon aus, dass die AfD wieder aufgenommen wird und sprach von einer "Beziehungspause". Andererseits will Aust - sofern er gewählt wird - auch die in Teilen seit Jahren zerstrittene Delegation einen.

Seit Aust vor einem knappen Monat das Aushängeschild des AfD-Wahlkampfs wurde, tritt er regelmäßig im Fernsehen auf. Dort gab er sich rhetorisch moderater als etwa Spitzenkandidat Krah. "Wir wollen, dass die Bürger in diesem Land wieder zu entscheiden haben, wie es vorangeht und wie nicht", sprach sich Aust vor der Wahl etwa für mehr Bürgerbeteiligung aus. Am Sonntag versprach er, dass die AfD mit dem Wahlergebnis "verantwortungsvoll" umgehen werde.

Inhaltlich äußerte er sich häufig zu Migration und sozialen Themen, bei denen er parteiintern unstrittige Positionen vertritt. So kritisierte er, dass "ganze Dörfer aus Rumänien und Bulgarien in die Sozialwohnungen von Berlin und dem Ruhrgebiet eingewandert" seien. "Sozialmigration" sei ein zentrales Thema der EU in den kommenden Jahren, sagte Aust, der auch am Sozialprogramm der AfD beteiligt war. Sein Mandat im Thüringer Landtag will Aust aufgeben, die dortigen Wahlen finden am 1. September statt. Er wolle "den Staffelstab sauber übergeben", sagte er zuletzt.

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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