Politik

Grossi auf dem Rückweg IAEA lässt zwei Inspektoren in Saporischschja

Die meisten der IAEA-Besucher haben das AKW-Gelände wieder verlassen.

Die meisten der IAEA-Besucher haben das AKW-Gelände wieder verlassen.

(Foto: dpa)

Die Mission der IAEA in dem ukrainischen AKW Saporischschja findet unter widrigen Umständen statt. Die Betreiberfirma wirft Moskau vor, die Inspektoren daran zu hindern, sich ein umfassendes Bild zu machen. Die IAEA soll nun beschlossen haben, zwei Experten dauerhaft in der Anlage zu stationieren.

Zwei Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde - kurz IAEA - werden nach russischen Angaben dauerhaft im ukrainischen Kernkaftwerk Saporischschja bleiben. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen russischen Botschafter in Wien. In dem von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerk Europas findet aktuell ein Einsatz der UN-Behörde statt. IAEA-Chef Rafael Grossi, der das Team der Inspekteure auf ihrem Weg nach Saporischschja begleitet hatte, befand sich bereits wieder auf dem Rückweg und wollte noch am Abend in Wien, wo die Behörde ihren Sitz hat, vor die Presse treten.

Das seit März von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk im Südosten der Ukraine gerät immer wieder unter Beschuss. Die Ukraine und Russland machen sich dafür gegenseitig verantwortlich. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf der Ukraine auch am Freitag vor, das AKW zu beschießen und damit eine nukleare Katastrophe in Europa zu riskieren. Er beschuldigte die Ukraine des "nuklearen Terrorismus". Russland habe keine schweren Waffen auf oder um das Gelände des AKW geschafft, wies Schoigu entsprechende Aussagen der Ukraine und des Westens zurück. "Ich hoffe, dass sich das Team der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA davon überzeugt", erklärte Schoigu.

Selenskyj fordert Entmilitarisierung

Betrieben wird das AKW nach wie vor von ukrainischen Technikern. Der ukrainische Betreiber des Kraftwerks Energoatom äußerte Zweifel an einer neutralen Begutachtung des Kraftwerks durch die Internationale Atomenergiebehörde. Aufgrund des russischen Einflusses sei eine unabhängige Bewertung durch die IAEA schwierig, teilte Energoatom mit. Zudem werde der IAEA-Delegation der Zutritt zum Krisenzentrum der Anlage verwehrt, wo sich nach ukrainischen Angaben russische Soldaten aufhalten. "Die Besatzer lügen, verzerren die Fakten und Beweise, die bezeugen, dass sie das Kraftwerk beschießen und die Konsequenzen der Zerstörung der Infrastruktur zeigen."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte erneut den Abzug aller Truppen aus dem Atomkraftwerk. "Das Wichtigste, was passieren muss, ist die Entmilitarisierung des Atomkraftwerksgeländes", sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Die Ukraine müsse die volle Kontrolle über das Kraftwerk und die ukrainischen Mitarbeiter zurückerhalten. Die russische Besetzung des Atomkraftwerks schwäche auch erheblich die Fähigkeit der Ukraine, die europäische Energiebranche zu unterstützen. Selenskyj warb dafür, dass die Ukraine auch Europa mit Strom versorge. Trotz aller Schwierigkeiten könne sein Land etwa acht Prozent des Bedarfs von Italien decken.

Quelle: ntv.de, jog/rts

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