Propaganda in besetztem Gebiet In Cherson läuft jetzt russisches Staats-TV
21.06.2022, 11:00 Uhr
Im Staatsfernsehen Rossija-24: Eine Besprechung Wladimir Putins mit Gouverneuren und Bürgermeistern in Russland (Archivbild aus dem vergangenen April).
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Gebiet um die ukrainische Stadt Cherson ist seit Monaten in russischer Hand. Die Besatzer verteilen nicht nur Pässe und führen den Rubel als Zahlungsmittel ein, sondern konfigurieren auch Sendemasten neu. Millionen Einwohner könnten nun Russlands Staats-TV empfangen, heißt es aus Moskau.
In der Region um die besetzte südukrainische Stadt Cherson werden nun überall russische statt ukrainische Fernsehsender ausgestrahlt. Spezialisten der russischen Armee hätten "den letzten der sieben Fernsehsendemasten in der Region Cherson neu konfiguriert für die Ausstrahlung russischer Sender", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Rund eine Million Einwohner in dem Gebiet könnten jetzt "kostenlos" die wichtigsten russischen Sender nutzen, darunter insbesondere diejenigen der staatlichen Sendergruppe VGTRK.
Die russische Armee hatte das an die annektierte Krim-Halbinsel grenzende Gebiet um Cherson bereits kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar eingenommen. Seitdem wird das Gebiet immer näher an Russland herangeführt.
Vor anderthalb Wochen begann Russland in der Region mit der Ausgabe russischer Pässe. "Alle unsere Einwohner in Cherson wollen so schnell wie möglich einen Pass und die russische Staatsbürgerschaft erhalten", sagte vor einigen Tagen der prorussische Regional-Verwaltungschef Wladimir Saldo laut der russischen Nachrichtenagentur Tass. Außerdem wurde der russische Rubel als Zahlungsmittel eingeführt.
Ein Vertreter der prorussischen Führung in der Region von Cherson, Kirill Stremussow, versicherte nun, das Gebiet könne noch "vor Jahresende" Teil Russlands werden. "Wir werden dieses Jahr ein Referendum haben", sagte er laut Tass. "Und nach diesem Referendum werden wir uns an die Führung der Russischen Föderation wenden, damit sie uns in Russland aufnimmt."
Vor knapp zwei Wochen hatte Großbritannien angesichts der schwierigen humanitären Lage in den russisch besetzten Gebieten wie Cherson vor der Ausbreitung von tödlichen Krankheiten wie Cholera gewarnt. Es gebe vermutlich bereits einen kritischen Medikamentenmangel in Cherson, teilte das Verteidigungsministerium in London damals mit.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP/dpa