Politik

Proteste in Bolivien eskalieren "Irreguläre Gruppen" nehmen 200 Soldaten als Geiseln

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Straßenblockaden in Bolivien ufern komplett aus. Demonstranten legen sich nicht nur mit Einsatzkräften von Polizei und Militär an, sie nehmen diese sogar als Geiseln. Mehr als 200 Soldaten werden derzeit festgehalten, um Druck auszuüben.

In Bolivien halten Anhänger des ehemaligen Präsidenten Evo Morales nach Angaben der Regierung mindestens 200 Soldaten als Geiseln fest. Drei Militäreinheiten seien am Freitag im Gebiet Chapare im Departement Cochabamba "von irregulären Gruppen angegriffen" worden, teilte das bolivianische Außenministerium mit. Die Angreifer nahmen demnach "mehr als 200 Militärangehörige als Geiseln". Anfangs war die Rede von "etwa 20" Soldaten, die von den Bewaffneten festgehalten würden.

Schon seit Mitte Oktober blockieren demonstrierende Morales-Anhänger Straßen in verschiedenen Teilen Boliviens. Gegen Morales laufen derzeit Ermittlungen wegen des Vorwurfs, während seiner Amtszeit im Jahr 2015 eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Ex-Präsident weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Beschuldigungen als einen Versuch, ihn von der Rückkehr an die Macht abzuhalten.

Morales im Hungerstreik

Am Freitag verkündete Morales schließlich: "Ich werde in den Hungerstreik treten, bis die Regierung (...) Verhandlungstische einrichtet", sagte Morales in der Region Chapare. Obwohl er laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will Morales seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher Präsident Luis Arce herausfordern und für die linksgerichtete MAS bei der Präsidentschaftswahl im August kommenden Jahres kandidieren.

Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt - bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.

Seit Beginn der Straßensperren von Morales' Anhängern Mitte Oktober wurden bei Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten nach Behördenangaben mindestens 70 Menschen verletzt, darunter 61 Polizisten. Präsident Arce hatte am Mittwoch die sofortige Aufhebung der Blockaden gefordert. Nach seinen Angaben führten diese bislang zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar sowie Nahrungsmittel- und Treibstoffknappheit.

Quelle: ntv.de, mpa/AFP

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