53-jähriger Familienvater Israel bringt Leiche von Geisel aus Gazastreifen zurück
19.05.2024, 08:20 Uhr Artikel anhören
Die Leichen wurden bei einer Operation von Armee und Inlandsgeheimdienst geborgen. Hier zu sehen: ein israelischer Soldat in Rafah.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Die israelische Armee gibt die Bergung einer weiteren Leiche bekannt. Sie sei zusammen mit den Leichen drei anderer ermordeter Geiseln - darunter die Deutsch-Israelin Shani Louk - im Gazastreifen entdeckt worden. Dort gehen die Kämpfe mit der Hamas derweil weiter. Der Ort Dschabalija rückt erneut in den Fokus.
Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge im Gazastreifen die Leiche einer weiteren Geisel der islamistischen Hamas geborgen. Das teilte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend mit. Der 53-jährige Ron Benjamin sei während des Großangriffs am 7. Oktober ermordet und dann in den Gazastreifen verschleppt worden, erklärte Armeesprecher Daniel Hagari. Demnach wurde der Mann an einer Kreuzung bei einem Kibbuz ermordet. Bereits am Freitag hatte die Armee mitgeteilt, drei Leichen von Geiseln geborgen zu haben, unter ihnen die der Deutsch-Israelin Shani Louk. Diese drei Opfer waren allerdings vor dem Terrorangriff der Hamas auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen. Die Leiche des Mannes sei zusammen mit diesen drei entdeckt worden, sagte Hagari.
Die Informationen über den Fundort seien unter anderem bei Verhören der im Gazastreifen festgenommenen Terroristen gewonnen worden, sagte Hagari weiter. Oberste Aufgabe sei weiter, alle Geiseln zurückzubringen. Hagari gab nicht bekannt, wo die Leichen genau gefunden wurden. Er sagte nur, sie seien bei einer gemeinsamen Operation der Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet geborgen worden. Laut CNN-Informationen wurden die Leichen in einem Tunnel in Gaza gefunden. Der Sender berief sich auf einen Armeesprecher.
53-Jähriger hinterlässt zwei Kinder
In einer Stellungnahme des Forums der Angehörigen der nunmehr 128 Geiseln im Gazastreifen hieß es, das Opfer sei 53 Jahre alt gewesen. Der verheiratete zweifache Vater sei gerne Rad gefahren und habe an jedem Schabbat eine Tour unternommen, so auch an jenem "Schwarzen Samstag", als er nahe des Kibbuz Beeri von Hamas-Terroristen angegriffen worden sei.
Das beispiellose Massaker der Hamas und anderer islamistischer Gruppen in Israel am 7. Oktober 2023 war der Auslöser des Gaza-Krieges. In mehreren Kibbuzim, auf zwei Festivals und bei Angriffen auf Armeeposten wurden rund 1200 Menschen grausam getötet und 250 weitere als Geiseln genommen. Unklar ist, wie viele der Geiseln noch leben. Eine Einigung über die Freilassung der Geiseln ist trotz mehrerer Gesprächsrunden zwischen israelischen und Hamas-Verhandlungsteams sowie Vermittlern seit Monaten nicht zustande gekommen.
Als Reaktion auf den Großangriff geht Israel seither massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 35.380 Menschen im Gazastreifen getötet.
Israel: 50 Hamas-Kämpfer in Rafah getötet
Die Kämpfe im Gazastreifen gehen indes weiter. Die israelische Armee erklärte am Samstag, bei ihren "gezielten Angriffen" im Osten von Rafah seien rund 50 islamistische Kämpfer getötet und Dutzende Tunnel-Schächte entdeckt worden. "Hunderte terroristischer Infrastrukturen wurden zerstört", darunter auch "Einrichtungen zur Waffenproduktion", hieß es.
Augenzeugen berichteten, in der Stadt Rafah im Süden des Palästinensergebietes habe es Bombardements und Gefechte gegeben. Nach Angaben des kuwaitischen Krankenhauses in Rafah wurden dort zwei Menschen in einem Flüchtlingslager bei einem nächtlichen israelischen Luftangriff getötet. Augenzeugen sprachen außerdem von Schüssen und Granatenexplosionen im Südosten sowie Angriffen von Kampfjets im Osten von Rafah.
Evakuierung für Dschabalija angeordnet
Augenzeugen, Ärzte und AFP-Journalisten berichteten auch von heftigen Gefechten in Dschabalija im Norden des Gazastreifens in der Nacht zu Samstag. Die Hamas berichtete von Dutzenden Toten und Hunderten Verletzten in der Stadt und warf Israel vor, Wohnhäuser und Schulen anzugreifen
Anfang Januar hatte Israel erklärt, dass die Kommandostruktur der radikalislamischen Hamas im Norden des Gazastreifens zerschlagen worden sei, aber am Freitag teilte die Armee mit, dass bei ihrer Ankunft dort vor wenigen Tagen die Palästinenserorganisation Dschabalija "vollständig" kontrolliert habe. Am Samstagabend ordnete die Armee die "sofortige" Evakuierung der westlichen Viertel von Dschabalija an, von wo aus ihrer Ansicht nach Raketen auf israelische Städte abgefeuert worden waren.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP