Wohl auch Tunnel gefunden Israel hatte "starke Hinweise" auf Geiseln in Schifa-Klinik
17.11.2023, 00:51 Uhr Artikel anhören
Eigenen Angaben zufolge hat Israels Armee einen Tunnel der Hamas auf dem Klinikgelände gefunden.
(Foto: via REUTERS)
Als Israel das größte Krankenhaus im Gazastreifen stürmt, löst dies international teils heftige Kritik aus. Regierungschef Netanjahu nennt einen der Gründe: Es habe "starke Hinweise" darauf gegeben, dass die Hamas in der Al-Schifa-Klinik Geiseln festhalte. Auch ein Tunnel soll gefunden worden sein.
Die israelische Regierung hat eigenen Angaben zufolge "starke Hinweise" darauf, dass die Hamas Geiseln im größten Krankenhaus des Gazastreifens festgehalten habe. Das sei einer der Gründe für den Einmarsch israelischer Soldaten in die Schifa-Klinik gewesen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag (Ortszeit) dem amerikanischen Fernsehsender CBS. Falls sie in dem Krankenhaus gewesen seien, seien sie herausgeholt worden.
Die Armee hatte bislang keine Geiseln bei ihrem Einsatz in dem Krankenhaus gefunden. Sie fanden eigenen Angaben zufolge aber in einem Gebäude in der Nähe die Leiche einer entführten Frau. Israels Regierung verfüge über Geheimdienstinformationen über die Geiseln, sagte Netanjahu weiter. Details dazu wollte er demnach allerdings nicht nennen.
Nach eigenen Angaben hat Israels Armee auch einen Tunnel der Hamas auf dem Gelände gefunden. Das Militär veröffentlichte am Donnerstagabend ein Video, das den Schacht zwischen Gebäuden des Schifa-Krankenhauses zeigen soll. Außerdem sei auf dem Gelände ein mit Sprengfallen versehenes Fahrzeug mit einer großen Menge an Waffen, Munition und Handschellen entdeckt worden, wurde mitgeteilt. Es sei für das Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel und die Geiselnahmen vorbereitet worden, vermutet die Armee diesen Angaben nach.
Suche nach 240 Geiseln
Auch im Rantisi-Krankenhaus sei ein Tunnel entdeckt worden, berichtet das israelische Militär weiter. Zudem seien im Al-Kuds-Krankenhaus Waffen und Munition aufgespürt worden. Das Militär veröffentlichte Fotos der Funde. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Laut einem Militärvertreter fand die Armee darüber hinaus Kommando- und Kontrollzentren in dem Komplex. Unklar ist, ob die Armee die unter dem Krankenhaus vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Islamistenorganisation entdeckt hat. Die Armee hatte vor einigen Tagen auch mitgeteilt, dass im Keller des Rantisi-Krankenhauses Geiseln festgehalten worden sein könnten. Die Armee hatte dort damals auch Waffen gefunden. Das Rantisi-Krankenhaus ist spezialisiert auf die Behandlung krebskranker Kinder.
Israel steht wegen seines Einsatzes in Kliniken im Gazastreifen international in der Kritik. Einige Staaten werfen dem Land Kriegsverbrechen vor. Laut humanitärem Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Wenn zivile Objekte allerdings für militärische Zwecke missbraucht werden, gilt dies nicht zwangsläufig. Bei ihrem Massaker am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet ermordete die Hamas mehr als 1200 Menschen und verschleppte auch rund 240 Menschen von dort in den Gazastreifen.
Quelle: ntv.de, ses/dpa