Kioske verweigern Verkauf Journalistin auf Titelseite der Oppositionszeitung
16.03.2022, 18:57 Uhr
Owssjannikowa lief am Montagabend während einer Live-Sendung mit einem Protestplakat vor die Kamera.
(Foto: Screenshot Nowaja Gaseta)
Nach ihrem Anti-Kriegs-Protest bildet die Kreml-kritische Zeitung "Nowaja Gaseta" Owssjannikowa samt Plakat auf der Titelseite ab. Um keine Strafe zu riskieren, ist das Wort "Krieg" gepixelt. Dennoch wollen die Kioske die Ausgabe nicht verkaufen. Die Journalistin hat indes eine weitere Strafe zu befürchten.
Für ihren mutigen Anti-Kriegs-Protest im russischen Staatsfernsehen hat die oppositionelle Zeitung "Nowaja Gaseta" der Redakteurin Marina Owssjannikowa an diesem Mittwoch ihre Titelseite gewidmet. Die Zeitung druckte über die ganze Seite ein Bild von Owssjannikowa mit ihrem Plakat, das diese am Montagabend hinter der Nachrichtensprecherin des Ersten Kanals in die Kamera gehalten hatte - verpixelte darauf aber drei Mal das Wort "Krieg". In Russland ist es Medien offiziell verboten, von "Krieg", "Invasion" oder "Einmarsch" im Nachbarland Ukraine zu sprechen.
Auf Telegram beklagte die "Nowaja Gaseta" später, dass viele Kioske sich weigerten, die Ausgabe zu verkaufen. Die Journalisten riefen ihre Leserschaft auf, sich das Blatt persönlich in der Moskauer Redaktion abzuholen, die von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow geleitet wird.
Owssjannikowa droht neben der bereits verhängten Geldbuße noch eine weitere Strafe. Es seien Ermittlungen wegen der angeblichen Verbreitung von Lügen über Russlands Streitkräfte aufgenommen worden, meldete die Staatsagentur Tass unter Berufung auf eine Quelle bei den Ermittlungsbehörden. Befürchtet wurde, dass Owssjannikowa doch noch nach dem neuen Mediengesetz belangt werden könnte, das bis zu 15 Jahre Haft vorsieht.
Macron bietet Schutz an
Am Montagabend hatte Owssjannikowa in den Hauptnachrichten des russischen Staatsfernsehens ein Protestplakat gegen den Krieg in der Ukraine in die Kamera gehalten, auf dem stand: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen. Russen sind gegen Krieg". Am Dienstag wurde sie zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie in einem zuvor aufgenommenen Video zu Protesten gegen den Krieg von Kreml-Chef Wladimir Putin in der Ukraine aufgerufen habe.
Frankreichs Präsident Macron hatte der 44-Jährigen Schutz angeboten. "Wir werden selbstverständlich diplomatische Schritte einleiten, um Ihrer Kollegin Schutz zu gewähren, entweder in der Botschaft oder im Asyl", sagte Macron am Dienstag auf die Frage eines französischen Journalisten. Er werde diese Lösung sehr direkt und konkret in seinem nächsten Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin vorschlagen.
Quelle: ntv.de, chf/dpa