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Ein Lied für Gerald Asamoah Justizminister Buschmann komponiert Charity-Song

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In einem kleinen Raum neben seinem Büro, in dem Platz für ein Bett für durchgearbeitete Nächte wäre, steht sein Piano.

In einem kleinen Raum neben seinem Büro, in dem Platz für ein Bett für durchgearbeitete Nächte wäre, steht sein Piano.

(Foto: RTL)

Marco Buschmann tauscht den Aktenordner gegen das Klavier: Mit einem selbstkomponierten Song sammelt der FDP-Politiker Geld für herzkranke Kinder. Die Einnahmen gehen an die Stiftung von Ex-Fußballer Gerald Asamoah.

Im blauen Zweireiher setzt sich der Minister in seinem Büro an sein elektrisches Klavier. "So, brauchen wir einen schönen Pianosound", sagt Marco Buschmann, als er es einschaltet. Dann haut er in die Tasten. Durch das Justizministerium in Berlin erklingt die Melodie eines Songs, den er selbst geschrieben und getextet hat. Und der am Freitag veröffentlicht wurde.

"We will survive" heißt der Track. Entstanden mit zwei professionellen Produzenten und der Sängerin Hannah Jaha. Die Einnahmen, die über Streams und Käufe eingespielt werden, gehen vollständig an den guten Zweck. Buschmann ist Schirmherr der Stiftung des ehemaligen Nationalspielers Gerald Asamoah. Das Ziel: Kindern das Leben zu retten.

Im Alter von zwölf Jahren hat Buschmann mit der Musik angefangen.

Im Alter von zwölf Jahren hat Buschmann mit der Musik angefangen.

(Foto: Henning Heinemann)

Buschmann hilft als Schirmherr aber nicht nur mit seinem Namen und seinen politischen Kontakten. "Wenn ich so was mache, dann möchte ich eigentlich immer auch einen aktiven Beitrag leisten", so der Minister. "Dann haben wir überlegt und so kam dann das Musikprojekt zustande."

E-Piano statt Schlafcouch

Seit Jahren macht der Justizminister Musik, mit zwölf Jahren hat er damit angefangen. "Musik ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Jeder hat etwas, womit er seine emotionale Seite ausdrückt", sagt Buschmann. Insbesondere sein Beruf sei sehr rational geprägt. Das Klavierspiel ist seine Art, ein bisschen Farbe reinzubringen in den sonst eher trockenen Alltag als Justizminister. In dem kleinen Raum neben seinem Büro, in dem Platz für ein Bett für durchgearbeitete Nächte wäre, steht sein Piano.

Trotz arbeitsreicher Tage nimmt sich Buschmann Zeit für die soziale Arbeit: "Natürlich, man muss ein bisschen organisieren, aber das kriegen wir schon hin. Und wenn man sich dann auch noch einbringen kann, wie jetzt bei dem Charity-Song, empfinde ich das auch nicht als Arbeit."

Arbeit, die herzkranken Kindern die lebensnotwendige Operation bezahlt. So wie die des kleinen Jayden aus einem Slum von Nairobi. Im Alter von einem Jahr fliegt ihn die Stiftung 2022 nach Deutschland. Jayden wurde mit Downsyndrom und zwei Löchern im Herzen geboren. Am Deutschen Herzzentrum in Berlin operierten ihn Spezialisten.

"Schalke verbindet"

Beim Treffen in "seinem Wohnzimmer", dem Stadion von Schalke 04, grinst Asamoah, so wie eigentlich immer. Er hat selbst einen angeborenen Herzfehler. Seine Karriere stand auf der Kippe, Ärzte rieten ihm, die Laufbahn zu beenden. Doch der gebürtige Ghanaer entschied sich, sein Leben weiterzuführen. Und das Risiko in Kauf zu nehmen. Seine Krankheit war der Antrieb, die Stiftung zu gründen: "Ich habe mich entschieden, ich will etwas zurückgeben", sagt Asamoah. "Es gibt nichts Schöneres, als ein Kind lachen zu sehen."

Gerald Asamoah in seinem Wohnzimmer.

Gerald Asamoah in seinem Wohnzimmer.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Dass der Song in der Adventszeit erscheint, ist kein Zufall. "Ich hoffe, dass sich die Menschen jetzt, vor allem in der Weihnachtszeit, Gedanken machen. Dass die Leute sich fragen, wo sie etwas Gutes tun können", so Asamoah.

Den Kontakt zwischen Ex-Profi und Justizminister stellte ein gemeinsamer Freund her. "Schalke verbindet. Wir haben uns auf Anhieb verstanden", sagt Asamoah. "Wenn du aus dem Ruhrgebiet kommst, weiß man schon, wie schnell Freundschaften entstehen."

Als "MBSounds" auf Soundcloud

Buschmann, der Abgeordnete des Wahlkreises Gelsenkirchen und somit der königsblaue Mann im Bundestag und die Klublegende Asamoah - das passt. "Wenn man in Gelsenkirchen geboren ist, kommt man an Schalke nicht vorbei", so Buschmann. Er sei im Schatten des alten Parkstadions aufgewachsen. "Meine Eltern haben da, als ich sieben Jahre alt war, ein kleines Reihenhaus gekauft. Und immer, wenn gespielt wurde, haben wir die Torschreie früher gehört, als sie im Fernsehen übertragen wurden."

"In Gelsenkirchen ist Schalke Religion", sagt Buschmann. Und wenn Schalke die Religion ist, dann ist Asamoah wohl so etwas wie der Prophet. Zwölf Jahre spielte er für den Verein, sein Abschiedsspiel fand in der Arena auf Schalke statt. Seine "letzte Schicht" wurde das genannt. Auch wenn der Klub längst ein Multimillionen-Business ist, die alte Bergmann-Mentalität wird gepflegt. "Ich habe mich hier auf Anhieb verstanden gefühlt. Die Menschen haben mich einfach akzeptiert", strahlt Asamoah.

Der Charity-Track ist nicht das erste Werk des Ministers. Seine fertigen Songs lädt er auf Soundcloud hoch. Das Profilfoto zeigt ihn dort mit Sonnenbrille, der Account trägt den Namen MB Sounds. Dass es sich dabei um einen Bundesminister handelt, kann man nur erahnen. Zum Beispiel an dem Song "Train To Kyiv". Wer die Ukraine besucht, fährt mit dem Zug. Aus Sicherheitsgründen.

"Das kann man nicht allein in Worten ausdrücken"

So tat es auch Buschmann. "Ich konnte in diesem Nachtzug nicht schlafen. Man wurde da so durchgeschüttelt und es rattert die ganze Zeit." Irgendwann, im halben Schlafdelirium, habe er angefangen, in dem Geratter rhythmische Muster zu hören. "Wenn man dann ein wenig musikalisch veranlagt ist, fängt man an, diese automatisch in rhythmische Strukturen zu übersetzen."

Justizminister Buschmann besuchte Kiew im November 2022.

Justizminister Buschmann besuchte Kiew im November 2022.

(Foto: IMAGO/photothek)

Für Buschmann ist es der Weg, das Erlebte zu verarbeiten. In Kiew stand er gemeinsam mit Bürgermeister Vitali Klitschko vor einem zerstörten Wohnhaus. "Es lag in Schutt und Asche", berichtet Buschmann. Und während er dort war und dem Bürgermeister zuhörte, gab es plötzlich Luftalarm. Seine Sicherheitsleute wurden ganz nervös, erzählt der Minister. "Ich sagte: Herr Bürgermeister, ich muss jetzt weg. Meine Leute haben Dienstvorschriften für solche Situationen." Zurück in Deutschland setzte er sich an das Piano und komponierte aus dem Erlebten Musik. "Das kann man nicht alleine in Worten ausdrücken", sagt Buschmann.

Aus diesem Hobby ist nun also der Charity-Song entstanden. Und das Geld darf trotz gewaltiger Finanzsorgen der Bundesregierung auch für den ursprünglichen Zweck verwendet werden. Auf die Frage, ob Finanzminister Christian Lindner schon angeklopft habe und die Einnahmen für sein Haushaltsloch beanspruche, lacht Buschmann und antwortet: "Nein, die Idee hatte noch keiner!"

Aber seine Ministerkollegen hätten schon angekündigt, den Song fleißig zu streamen und zu kaufen. Damit viel Geld für weitere Operationen eingesammelt werden kann.

Quelle: ntv.de

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