Flüchtlingslager unkontrollierbar Kenia will Somalier abschieben
07.04.2015, 20:18 Uhr
In Nairobi demonstrierten Studenten gegen die Regierung. Diese schützt die Bevölkerung ihrer Meinung nach zu wenig.
(Foto: AP)
Kenia hat bisher bereitwillig Abertausende von Flüchtlingen aus dem Dauerkrisenstaat Somalia aufgenommen. Nach dem Massaker an einer Universität durch Schabaab-Terroristen will die Regierung das ändern. Sie ist auch dazu gezwungen.
Nach der Terrorattacke auf eine Universität in Kenia mit 147 Toten will das ostafrikanische Land verstärkt somalische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückschicken. Vor allem das unweit der somalischen Grenze gelegene Flüchtlingscamp Dadaab - das mit 500.000 Bewohnern derzeit größte Lager der Welt - gilt als Hochburg für die Rekrutierung und Ausbildung von Terroristen. Zu dem Blutbad in der Stadt Garissa hatte sich die somalische Islamistenmiliz Al-Schabaab bekannt.

Im Flüchtlingscamp Dadaab lebt rund eine halbe Million Somalier. Es ist das größte Lager dieser Art.
(Foto: REUTERS)
"Wir haben Probleme mit den Flüchtlingen, das ist eine Tatsache", sagte der Sprecher des Innenministeriums, Mwenda Njoka. "Wir werden ihre Zahl reduzieren, so dass wir die Camps besser managen können." Selbstverständlich würden die Somalier aber nicht in von der Al-Schabaab kontrollierte Gebiete geschickt. "Unschuldige Menschen sollen nicht wegen der Islamisten leiden", so Njoka.
Bereits am Montag hatten Vertreter der Bezirke Garissa, Wajir und Mandera die Schließung von Dadaab gefordert. Njoka betonte, das seit fast 25 Jahren bestehende Lager gänzlich zu schließen, sei jedoch keine Option. Kenia hat seit Beginn des Jahres bereits 3000 Flüchtlinge nach Somalia zurückgebracht. Der Prozess der Repatriierung soll nun aber beschleunigt werden.
Am Abend demonstrierten rund 200 Studenten in der Hauptstadt Nairobi am Rande einer Mahnwache für die Opfer der Terrorattacke. Sie warfen der Regierung vor, die Bevölkerung nicht ausreichend zu schützen. Beim Marsch zum Präsidentensitz riefen sie ihren Mitbürgern zu: "Ihr seid nicht in Sicherheit!"
Kenianische Medien hatten den Behörden nach dem Angriff vom 2. April vorgeworfen, zuvor Warnungen ignoriert und während der Attacke zu spät eingegriffen zu haben.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP