"Kein Führer ewig an der Macht" Kreml-Kritiker: Wenn Putin weg ist, endet der Krieg morgen
20.08.2023, 13:58 Uhr Artikel anhören
Seit eineinhalb Jahren führt Putin mit Russland Krieg in der Ukraine.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Nur weil Putin immer neues Kanonenfutter an die Front schickt, werde der Krieg in der Ukraine nicht enden. Da ist sich der russische Oppositionelle Wolkow sicher. Stattdessen müsse das Regime um den russischen Präsidenten ein Ende finden.
Leonid Wolkow hat 2018 die Präsidentschaftskampagne des russischen Oppositionellen Nawalny organisiert und bis vor Kurzem die Internationale Stiftung für Korruptionsbekämpfung geleitet. Im Interview mit dem "Stern" hat er über ein mögliches Ende des er zum Thema Ukraine-Kriegs und des Putin-Regimes gesprochen: "Man muss Putin immer größere Probleme bereiten. Kein politischer Führer hält sich ewig an der Macht, jedes autoritäre Regime stürzt früher oder später. Wir müssen das Regime vor schwierige Herausforderungen stellen, und an einer dieser Herausforderungen wird es schließlich zerbrechen."
Wolkow meinte damit Sanktionen, Waffenlieferungen an die Ukraine und Niederlagen an der Front sowie die Veränderung der öffentlichen Meinung über Russland im Ausland. Laut ihm könnten "10.000, 100.000 oder eine Million russischer Soldaten sterben, aber der Krieg wird nicht enden, weil Putin immer neues Kanonenfutter an die Front schicken wird. Wenn aber Putin weg ist, wird der Krieg enden, und zwar morgen."
"Zu viel Putin-Versteherei"
Die Annahme, dass Putin auf Zeit spiele und auf politische Veränderungen in westlichen Ländern hoffe, sei falsch, betonte Wolkow. "Bei solchen Gedankengängen ist mir zu viel Putin-Versteherei dabei", sagte er. Solche Thesen seien Wasser auf Putins Mühlen. Andeutungen, dass es hinter den Kulissen Kräfte gebe, die in Wirklichkeit alles entscheiden - so stelle sich Putin die Welt vor.
"Er denkt: In Italien wird Draghi abgewählt, und mit der neuen Regierung werde ich mich schon einigen. In Großbritannien wird der "Falke" Boris Johnson abgewählt, mit der neuen Regierung komme ich überein. Genauso denkt er über die Republikaner in den USA." Das stimme aber so nicht, sagte Wolkow. "In den USA herrscht ein überparteilicher Konsens, die Ukraine zu unterstützen."
Laut Wolkow seien Wahlen in diesem Fall nicht mehr entscheidend. "Es gibt Gut und Böse. Es gibt einen durch nichts zu rechtfertigenden, illegalen Angriffskrieg, einen Aggressor. Das gerechte Ende dieses Kriegs kann nur die Niederlage des Aggressors sein."
Quelle: ntv.de, mba