Politik

Chinas Flugzeugträger gesichtet Kriegsschiffe alarmieren Taiwan

Pekings Machtanspruch auf hoher See: Der Flugzeugträger "Liaoning", hier im Bild während der Übung im südchinesischen Meer im vergangenen Dezember.

Pekings Machtanspruch auf hoher See: Der Flugzeugträger "Liaoning", hier im Bild während der Übung im südchinesischen Meer im vergangenen Dezember.

(Foto: REUTERS)

Schaulaufen oder Zufall? Im Meer vor der Küste der Industrienation Taiwan lässt Peking das derzeit schlagkräftigste Waffensystem der chinesischen Marine auffahren. Nicht nur taiwanesische Beobachter reagieren nervös.

Chinesische Kriegsschiffe haben sich den Nachbarländern Taiwan und Japan angenähert. In Taiwan hätten Einheiten der Verteidigungsstreitkräfte lokalen Medienberichten zufolge mit erhöhter Wachsamkeit beobachtet, wie Chinas Flugzeugträger "Liaoning" in die sogenannte Taiwan-Straße einfuhr.

Ein Verband um den Flugzeugträger "Liaoning" sei am Mittwochmorgen in den Südwesten der sogenannten Identifikationszone zur Luftverteidigung Taiwans eingedrungen, teilte das Verteidigungsministerium in Taipeh mit. Zur Mittagszeit war der Verband demnach entlang Taiwans Küste in Richtung Norden unterwegs.

Die "Liaoning" ist Chinas bislang einziger Träger. Die Taiwan-Straße ist eine rund 140 Kilometer breite Meerenge im südchinesischen Meer, die Festlandchina von der Inselrepublik Taiwan trennt. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Die "Liaoning" blieb den Angaben zufolge außerhalb von Taiwans Hoheitsgewässern.

Taiwanesische Kampfjets vom Typ F-16 stiegen nach Angaben des Verteidigungsministeriums auf, um die Aktivitäten des Schiffsverbands zu beobachten. Dabei kamen auch Seeaufklärungsflugzeuge zum Einsatz. Das Verteidigungsministerium rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. "Es gibt keinen Grund zu übertriebener Panik", erklärte auch die Vorsitzende von Taiwans Rat für Festland-Angelegenheiten.

Im Dezember hatte die "Liaoning" bereits Gewässer südlich von Taiwan passiert. Das Auftauchen des Kriegsschiffes vor der Insel wurde als Machtdemonstration Pekings betrachtet. Taiwan hatte sich zum Ende des Bürgerkriegs 1948 von China abgespalten.

Geopolitischer Brennpunkt

Die Einheiten der chinesischen Marine befanden sich auf der Rückreise von einem Manöver auf offenem Meer im westlichen Pazifik. Ob die Fahrt durch die stark frequentierte Straße von Taiwan tatsächlich als offene Machtdemonstration ausgelegt war oder sich eher zufällig ergab, blieb unklar. Heimathafen der chinesischen Trägerflotte ist Dalian an der Einfahrt in die Bohai-Bucht östlich der chinesischen Hauptstadt Peking.

Zuletzt hatten sich die Spannungen zwischen Peking und Taipeh verschärft, nachdem der künftige US-Präsident Donald Trump einen Anruf von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen entgegengenommen und damit die sogenannte Ein-China-Politik in Frage gestellt hatte. Bei der "Liaoning" handelt es sich um ein Kriegsschiff aus sowjetischer Produktion, das von China aufgekauft und neu ausgestattet wurde.

Nahezu zeitgleich mit der Einfahrt des Trägerverbands in die Taiwan-Straße sichtete der japanische Küstenschutz drei chinesische Kriegsschiffe im Seegebiet vor der südlichen japanischen Hauptinsel Kyushu. Die Schiffe seien jedoch nicht in japanische Hoheitsgewässer eingedrungen, wie das Verteidigungsministerium in Tokio mitteilte.

Japan ist zunehmend besorgt über Chinas Gebietsansprüche in der Region. So schickt Peking immer wieder Schiffe in das Seegebiet rund um die Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer. Die unbewohnten Inseln, die auf chinesischen Karten unter dem Namen Diaoyu verzeichnet sind, stehen faktisch unter japanischer Verwaltung, werden aber auch von der Volksrepublik China beansprucht.

In der Region werden umfangreiche Vorkommen an Erdöl und Erdgas vermutet. Dadurch bekommen die ebenso abgelegenen wie größtenteils unwirtlichen Eilande große strategische Bedeutung. Durch die Region verlaufen auch mehrere von der internationalen Handelsschifffahrt genutzte zivile Schifffahrtsstraßen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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