Entführt, geköpft, verbrannt Kurden finden 16 Massengräber in Sindschar
04.12.2015, 17:17 Uhr
Ein Massengrab in der Nähe von Sindschar: Die Knochen sollen von ermordeten Jesiden stammen.
(Foto: REUTERS)
Über ein Jahr lang beherrscht der Islamische Staat (IS) die Region um Sindschar im Nordirak: Was die Terrormiliz hinterlässt, sind Tod und Zerstörung. Wie viele Zivilisten in Massengräbern verscharrt worden sind, kann derzeit niemand sagen.
Nach der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus dem nordirakischen Sindschar wird langsam das Ausmaß der monatelangen IS-Terrorherrschaft deutlich. Es gebe Berichte über den Fund von etwa 16 Massengräbern, in denen Opfer des IS verscharrt worden seien, sagte die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Cécile Pouilly, in Genf. Die genauen Fundorte der Gräber und die Zahl der darin gefundenen Leichen seien aber bisher nicht bekannt.
In den vom IS kontrollierten Gegenden seien Zivilisten entführt, verbrannt und geköpft worden, erklärte das UN-Hochkommissariat. Erst in der vergangenen Woche war in der Nähe von Sindschar ein Massengrab mit mutmaßlich mehr als 120 Leichen entdeckt worden. Im Juli und August 2014 waren im Verlauf einer IS-Blitzoffensive im Nordirak zehntausende Jesiden in die karge Bergregion rings um Sindschar geflohen, wo sie weder Wasser noch Essen hatten. Tausende Männer wurden getötet, Frauen und Kinder entführt und versklavt.
Erst Mitte November konnte die strategisch und symbolisch wichtige Stadt von kurdischen Peschmerga zurückerobert werden. Deren Präsident, Massud Barsani, verkündete daraufhin, die Region um Sindschar werde künftig ein "Teil von Kurdistan" sein.
Mehr Angriffe auf Sunniten
Pouilly wies darauf hin, dass Sunniten in vom IS beanspruchten Gebieten wiederum von anderen ethnischen und religiösen Gruppen zunehmend diskriminiert und angegriffen würden. Sie werden verdächtigt, den IS unterstützen. Es gebe Berichte, dass irakische und kurdische Sicherheitskräfte und mit ihnen verbündete Milizien für "Plünderungen und die Zerstörung von Eigentum" sowie für Vertreibungen, Entführungen, willkürliche Inhaftierungen und sogar Hinrichtungen von Sunniten ohne entsprechendes Gerichtsurteil verantwortlich seien.
Solche Gewalttaten gebe es insbesondere in den Gegenden von al-Anbar, Dijala, Kirkuk und im Kurdengebiet, sagte die UN-Vertreterin. Pouilly rief die irakische Regierung auf, "alle Menschenrechtsverletzungen und Verstöße zu untersuchen, die gegen die arabisch-sunnitischen Gemeinden" gerichtet seien.
Quelle: ntv.de, jug/ AFP